Ruhige See, die Sonne geht um fünf Uhr am wolkenlosen Himmel auf. Nach dem Frühstück wurde entschieden, dass unser Schiff Wasser und Diesel von unserem Versorgungsschiff aufnimmt und weiter nach Gaza fährt. Die drei schwedischen Passagiere, die wir in Famagusta aufgenommen haben, ein Parlamentarier, eine Ärtzin und der Schriftsteller Henning Mankel werden auf das schwedisch-griechische Frachtschiff gebracht. Wir wechseln auf die Marmara, wo Matthias Jochheim sich unter den ca. 600 Passagieren befindet, während zwei australische Journalisten und die US-amerikanische ehemalige Diplomatin Ann Wright auf die Challenger überwechseln. Nun sind alle Boote versammelt außer der Challenger II, deren technische Problme zu groß geworden sind und einen Hafen in Zypern zur Reparatur anlaufen wird und das irische Frachtschiff Rachel Corrie, das sich noch zwei bis drei Tage hinter uns befindet. Die Challenger II soll nach der Reparatur versuchen, die Rachel Corrie zu erreichen und dann gemeinsam als “zweite Welle” die Blockade von Gaza zu durchbrechen.
In der Pressekonferenz, die wir kurz nach unserer Ankunft auf der Marmara geben, wird die Information verbreitet, dass Israel seine 20 Meilen Zone auf 68 Meilen als militärische Sperrzone ausbreitet. Das kann uns nicht hindern, da wir keine militärischen, sondern ausschließlich humanitäre Güter transportieren und keine Gefahr für Israels Sicherheit darstellen.
Um 16 Uhr hat sich die Flotilla langsam in Bewegung gesetzt. In 18 Stunden wollen wir in Gaza eintreffen. Auf der Marmara – offensichtlich ein Ausflugsdampfer im Marmara-Meer ohne Kabinen aber großen Sälen voller Stühle und Bänke – geht es wie auf einem Basar auf engem Raum zu. Im Presseraum 20 Laptops, Satellitentelefon und direktem Zugang zu Fernsehen und internationaler Presse. Ständige Life-Interviews arabischer und türkischer Sender, auch BBC und Belgischer Rundfunk sind vertreten.
Es schwirrt von Gerüchten über die israelischen Pläne. Eines hat sich nicht bestätigt, dass Israel den Funkkontakt jammt und unterbindet. Die Störung der Satellitentelefone werde mit zwei Spiegeln ausgetrickst, was man uns als erstes nach einem Tee zeigt. Etwas müde suchen wir uns ein ruhiges nicht besetztes Plätzchen, was sich als schwer erweist.