Atombomben in die Rente schicken

IPPNW-Weltkongress Basel 2010

IPPNW-Weltkongress Basel 2010

Gestern nahm ich für die KongressorganisatorInnen an einer Pressekonferenz zum Thema nuklearer Abrüstung teil. Christian Schönenberger vom Schweizer Auswärtigem Amt und Rebecca Johnson, Vizevorsitzende von ICAN nahmen ebenfalls teil.

Christian Schönenberger bezog sich in seinem Beitrag nicht nur auf die herausragende Ansprache der Schweizer Außenministerin Micheline Calmy-Rey vor dem Plenum an diesem Morgen, sondern auch auf die Studie “Delegitimizing Nuclear Weapons“, die auf der Überprüfungskonferenz zum Atomwaffensperrvertrag für erhebliche Aufregung gesorgt hatte. Der Umstand, dass Atomwaffen dem Völkerrecht widersprechen, ist eine wiederkehrendes Thema, sowohl in New York als auch hier in Basel, und wird immer mehr zum zentralen Argument für die Abschaffung der Atomwaffen. Das mag für uns profan sein, aber andererseits sollte es immer wieder erwähnt werden, besonders seitdem unsere Freunde von “Global Zero” das Furcht-Argument des Terrorismus als Hauptpunkt in den Vordergrund drängen.

Für die IPPNW und ICAN steht der humanitäre Aspekt im Zentrum der Argumentation für die Abschaffung der Atomwaffen, und ich versuchte, den anwesenden JournalistInnen die Gründe dafür zu erklären. Und darüber hinaus was mit den Menschen im Falle des Einsatzes von Atomwaffen passieren würde, was die IPPNW ja sehr gut dokumentiert hat, sowohl im Falle eines versehentlichen Atomkrieges als auch bei einem sogenannten begrenzten Austausch. Der würde natürlich auch global sein durch die Einwirkungen des entstandenen Rauchs und dem Abfall der globalen Temperatur, was zu Ernetausfällen und Hungerepedemien führen würde.

Den Punkt, den ich setzen wollte ist, dass es gerade jetzt ein humanitäres Problem ist. Einmal wegen der Umlenkung von Ressourcen für nukleare Programme und auch wegen unserem bleibenden Unverständnis, was für eine Sicherheit die Menschen im 21 Jahrhundert wirklich brauchen.

Nehmen wir als ein Beispiel Pakistan. Damals, als die Entscheidung fiel, die Atombombe zu bauen, sagte der damalige Premier Zulfiqar Ali Bhutto (das genaue Zitat habe ich nicht zur Hand), dass selbst wenn die Pakistani Gras essen müssten, sie die Bombe bauen würden. Nun, sie tun das jetzt, weil es nicht genug Mittel gibt, um den Menschen in Pakistan angesichts dieser schrecklichen Flutkatastrophe zu helfen. Die Umlenkung der Ressourcen zum Militär hat dazu geführt, dass Pakistan nicht in der Lage ist, mit dieser Katastrophe fertig zu werden.

Das zeigt uns, das das Investieren in unsere Sicherheit völlig unzureichend ist. Die Häuser werden nicht so gebaut, dass sie natürlichen Katastrophen widerstehen können, Nothilfen sind lächerlich gering, sogar im täglichen Leben gibt es nicht genügend Schutz vor den großen Killern wie Malaria, schmutziges Trinkwasser, HIV usw. Sicherheit stützt sich statt dessen auf Atomwaffen, einer Waffe die sich aufgrund seiner menschlichen und Umweltfolgen nicht nutzen lässt.

Es ist an der Zeit, im 21 Jahrhundert, zu verstehen, dass Klimawandel und Krankheiten die Bedrohung unserer Sicherheit darstellen und dass Atomwaffen uns davor nicht schützen können – sie sind nicht zu gebrauchen.

Es ist an der Zeit, die Bombe in Rente zu schicken!

Xanthe Hall, Basel, 28. August 2010