Erwartungsvoll wurden wir bei der Umweltorganisation Çev-Der in Van begrüßt. Meist liegt die Aufmerksamkeit wenig auf den Umweltthemen, für die sich die Organisation so stark macht. Das sei bei uns anders, davon ging der Leiter der Organisation, Ali Kalçik aus. Die im Jahr 2005 gegründete Organisation Çev-Der versucht mithilfe von Öffentlichkeitsarbeit und Klageverfahren die Natur und seine Funktion als Lebensgrundlage des Menschen zu schützen.
Die Arbeit der Organisation fokussiert sich auf Umweltprobleme in der Region. Van liegt am gleichnamigen größten See der Türkei. Der Van-See ist hochalkalisch und der größte geschlossene Soda-See der Welt. In Van kann es im Winter bis zu -20°C kalt werden. Aufgrund seiner Eigenschaften friert der See jedoch nicht zu. Wegen der besonderen Bedingungen überlebt nur eine Fischart (Karpfen) in dem Gewässer. Zum Laichen ziehen sie jedoch die 102 Zuflüsse des Sees hinauf. Auch wenn nicht direkt sichtbar ist der tiefblaue See in einem sehr schlechten Zustand. Die durch den Klimawandel verursachte Trockenheit beeinflusst den Wasserstand des Sees und seine Fischpopulation stark. Hinzu kommt ein großes Maß an Umweltweltverschmutzung.
Täglich fließen 56.000 m³ Abwasser aus den umliegenden Städten und ihren ca. 1,2 Millionen Einwohnern in den See. Ein Problem sei insbesondere die Kläranlage der Stadt Van, sagt Ali Kalçik. Die im Jahr 1972 erbaute Anlage sei viel zu klein und wird schon länger nicht mehr gewartet. Zudem seien die Schäden, die an der Anlage durch das Erdbeben im Jahr 2011 entstanden, nicht ausreichend behoben worden. Der Leiter der Organisation Çev-Der ist deshalb sehr um den See besorgt. Da die Abwässer auf den Grund des Sees sinken, sei das Ausmaß der Problematik für die Menschen nicht sichtbar. Deshalb würden sich kaum jemand für den Zustand des Sees interessieren. Auch gebe es keinen Austausch zwischen der Umweltorganisation und der Stadtverwaltung der Stadt Van, was Ali Kalçik bedaure. Das liegt unmittelbar daran, dass die gewählte Administration abgesetzt wurde und durch einen Zwangsverwalter (Kayyum) ersetzt wurde.
Neben dem Van-See machte der Herr Kalçik auf zwei weitere aktuelle Anliegen der Organisation aufmerksam. So kritisierte er den Bau einer Kupfer-Gold-Mine (Hod-Maden Projekt) im Nordosten der Türkei nahe der armenischen Grenze. Die bei den Arbeiten verwendeten Chemikalien seien sehr schädlich für die Umwelt.
Zudem mache er sich große Sorgen wegen des armenischen Kernkraftwerks Metsamor (Mezamor). Das seit 1976 betriebene Kraftwerk sollte bereits im Jahr 2005 geschlossen werden. Dennoch wurde seine Laufzeit zunächst bis 2018 und nun sogar bis 2028 verlängert. Problem sei nicht nur das Alter der Anlage, sondern insbesondere die hohe seismische Aktivität in der Region. Bereits im Jahr 1988 kam es zu einem Erdbeben nördlich des Kraftwerks, was zunächst zu seiner Abschaltung führte. Jedoch bereits im Jahr 1995 ging das Kraftwerk erneut ans Netz. Es produziert heute 40 Prozent des armenischen Energiebedarfs. Ein erneutes Erdbeben und die Auseinandersetzungen rund um den nahe gelegenen Berg Karabach stellen eine hohe Gefahr für eine radioaktive Katastrophe dar. Der Verein Çev-Der setzt sich für die Schließung des Kernkraftwerks ein. Für seine Aktivitäten ist der spendenbasierte Verein an internationaler Vernetzung und Austausch interessiert.
Twitter: @van_cevder
Spendeninformation:
Kontoinhaber: Van Çevre Tarihi Eserleri Koruma – Van Şubesi
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Währung: EUR
Susanne Dyhr war Teilnehmerin der diesjährigen Reise in die Türkei.
Kommt er im Herbst mit nach Deutschland? Ich könnte ihn mit einer Reihe von Organisationen vernetzen. Elu