Das Uran muss in der Erde bleiben

Exkursion in die Region Bahi, nördlich der Hauptstadt Dodoma, wo an zahlreichen Stellen Uranerze entdeckt worden. Seit einiger Zeit läuft dort die Erkundung, ob ein Abbau möglich ist.

Exkursion in die Region Bahi, nördlich der Hauptstadt Dodoma, wo an zahlreichen Stellen Uranerze entdeckt worden. Seit einiger Zeit läuft dort die Erkundung, ob ein Abbau möglich ist.

Weltweit sind Konzerne und Investoren unterwegs, um neue Rohstoffquellen zu finden und zu erschließen. Auch das für die Atomenergie so wichtige Uran steht auf der Liste und in immer mehr Ländern werden sie fündig: Mali, Grönland, die Mongolei und auch Tansania gehören zu diesen Ländern, in denen künftig Uranbergbau betrieben werden soll. Noch besteht in diesen Ländern die Chance, den extrem umwelt- und gesundheitsschädlichen Uranabbau zu verhindern und damit ein Zeichen für den Ausstieg aus der Atomenergie zu setzen. Anfang Oktober 2013 fand deshalb zur Unterstützung in Tansania eine Internationale Konferenz über die Umwelt- und Gesundheitsrisiken statt. Die AktivistInnen und Fachleute aus rund 15 Ländern besuchten örtliche Initiativen in der Nähe der Hauptstadt Dodoma, wo derzeit Uranfelder erkundet werden. In Dar Es Salaam fand im Anschluss eine Fachkonferenz statt.

Mit Unterstützung von ROBIN WOOD und der IPPNW Deutschland haben jetzt Jonathan Happ und Jean-Jacques Schwenzfeier eine Dokumentation über die Konferenz, die Risiken des Uranabbaus, die Haltung der Regierung und den Widerstand in Tansania erstellt:

Die Internationale Urankonferenz begann mit einer Exkursion in die Region Bahi, nördlich der Hauptstadt Dodoma. Dort sind an zahlreichen Stellen Uranerze entdeckt worden. Seit einiger Zeit läuft dort die Erkundung, ob ein Abbau möglich ist. Die regionale Bevölkerung ist über die Erkundungsarbeiten, wozu auch Probebohrungen gehörten, nicht informiert worden. Mit einer Großveranstaltung informierten die internationalen Gäste die Bevölkerung aus den Dörfern rund um die Uran-Stätten über die gesundheitlichen und Umweltrisiken und beantworteten die Fragen der Betroffenen. Über 500 Menschen nahmen an der Veranstaltung teil und machten deutlich, dass es massiven Widerstand gegen die Pläne zum Uranabbau gibt.

Nach der Exkursion sorgte die Konferenz in Dar Es Salaam für einigen Wirbel. Die Medien berichteten intensiv über den Uranabbau und stellten die Kritik der internationalen Fachleute vor. Der tansanische Umweltminister (siehe dazu das Video) erläuterte die Politik der Regierung, nach der das Land die Sicherheitsfragen im Zusammenhang mit dem Uranabbau angeblich im Griff habe.

Große Konzerne wie AREVA (Frankreich) oder ROSATOM (Russland), aber auch Unternehmen aus China gehören zu den treibenden Kräften. Uranabbau? Das bedeutet massive Umwelt- und Gesundheitsrisiken und ist oftmals mit Menschenrechtsverletzung und Landraub verbunden. Und das Beispiel Niger, am Rande der Sahelzone, macht auch klar, dass massive, teilweise auch bewaffnete Konflikte mit der Sicherung von Rohstoffen verbunden sind. Frankreich bezieht über den AREVA-Konzern rund 40 Prozent seines benötigten Urans aus dem Niger.

In einer gemeinsamen Presseerklärung haben die internationale Ärtzeorganisation IPPNW und ROBIN WOOD heute darauf hingewiesen, dass Uran z.B. aus dem Niger auch in Deutschland zum Einsatz kommt:

Uran wird in Deutschland zur Stromerzeugung in Atomkraftwerken zu 100 Prozent importiert. Dabei ist die deutsche Atomindustrie auch abhängig von Uranimporten aus Staaten außerhalb der OECD. Die deutsche Bundesregierung und die EURATOM Supply Agency verschleiern dabei die Herkunft des Urans. Als Lieferländer werden vor allem Frankreich und Großbritannien genannt, die jedoch über keine eigene Uranproduktion verfügen und lediglich als Zwischenhändler fungieren. Laut einer Analyse und Bewertung der Versorgungssicherheit in der Elektrizitätsversorgung im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums wurden im Jahr 2005 z.B. 8% des Bedarfs aus dem Niger gedeckt, 29% aus Kanada, 23% aus Australien, 9% aus Kasachstan, 8% aus Russland und 23% aus anderen Ländern. Für die Folgejahre lassen sich die Herkunftsländer nicht nachvollziehen. Laut  EURATOM wurden 2012 13% des Natururans für Europa aus dem Niger importiert. Das Land profitiert dabei kaum von seinem Ressourcenreichtum, besitzt dafür jedoch eines der am stärksten verseuchten Abbaugebiete der Erde. Umweltschützer kritisieren seit langem, dass der französische Konzern Areva den gewaltigen Wasserbedarf für den Uranabbau aus dem Grundwasser deckt und die kontaminierten Abwässer anschließend in nahegelegene Gewässer ableitet.

Uran für Frankreich: Tausende demonstrieren im Niger gegen Atomkonzern AREVA

In Deutschland kommt Uran aus dem Niger vermutlich auch in der URENCO-Anreicherungsanlage in Gronau und in der zu AREVA gehörenden Brennelemente-Fabrik in Lingen zum Einsatz. Derzeit gibt es Pläne, die Uranfabriken der URENCO zu privatisierien.

In der  gemeinsamen Presseerklärung fordern IPPNW und ROBIN WOOD, dass bei dem geplanten Verkauf der Urananreichungsanlage Gronau endlich eine Beteiligung der Öffentlichkeit stattfindet, um über die Risiken eines solchen Verkaufs diskutieren zu können. „Dass ein privates Unternehmen die Kontrolle über eine Technologie erhalten soll, die zum Bau von Atombomben genutzt werden kann, ist ausgesprochen fragwürdig“, erklärt Dr. Alex Rosen, IPPNW. „Jeder Verkauf von Anteilen an Dritte vergrößert das Risiko einer Weiterverbreitung der militärisch bedeutsamen Urananreicherungstechnologie“, sagt Dirk Seifert von ROBIN WOOD. Die Organisationen kritisieren, dass die Urananreicherungsanlage trotz des Atomausstiegs unbegrenzt weiterlaufen und Atomkraftwerke in aller Welt mit Brennstoff versorgen darf.

Weitere Informationen über Uranabbau in Tansania und die internationale Urankonferenz bei ROBIN WOOD auf diesen Seiten:

Dirk Seifert, ROBIN WOOD