19. und 20. Juni 2022
Nuclear Ban Forum: Der zweite Tag
Trotz vieler abendlicher Gespräche beim „Ban Better with Beer“ ging die Arbeit am Sonntagmorgen unverändert intensiv weiter. Einen inhaltlichen Schwerpunkt bildete die Bedeutung des Völkerrechts für die atomwaffenfreie Zukunft.
Ermutigende Beiträge kamen u.a. von der Premierministerin Neuseelands (zugeschaltet) und der Botschafterin Chan aus Costa Rica. Videoschaltungen nach Hiroshima und Nagasaki brachten die erschütternden Schicksale von Hibakushas der zweiten und dritten Generation direkt nach Wien, ebenso wie die Berichte Überlebender der Atomwaffenversuche im Pazifik und ihr Kampf um Wiedergutmachung. Die 600 Teilnehmer*innen aus über 60 Ländern und die 100 Speaker diskutierten engagiert in- und außerhalb der Veranstaltungen über ihre Aktivitäten und konnten viele Anregungen mit nach Hause nehmen. Das Forum war perfekt organisiert, herzlichen Dank an ICAN Österreich! Auf www.vienna.ican.org könnt Ihr Euch selbst davon überzeugen.
Humanitäre Konferenz zu den Auswirkungen von Atomwaffen
Die humanitäre Konferenz der österreichischen Regierung ließ zunächst Nachfahren der Hibakusha (Opfer von Atomwaffeneinsätzen) und Opfer der Atomwaffentests von den Marshall Islands zu Wort kommen und beschäftigte sich mit den katastrophalen Folgen eines – selbst eines begrenzten – Atombombenabwurfes, auch einer sogenannten „kleinen Bombe“, die es nicht gibt: Hundertausende Tote und Verletzte, selbst bei einem Land mit einer optimalen Infrastruktur, und deren völliger Zusammenbruch, der medizinische Hilfe unmöglich machen würde. Ein Atomkrieg hätte massive Absenkungen der Temperaturen zur Folge, eine erheblich verminderte Sonneneinstrahlung, veränderte Niederschlagsmengen und bewirkte den Zusammenbruch unserer globalen Nahrungsmittelversorgung. Dieser zöge, ebenso wie die massiv erhöhte Zahl von Krebsfällen, in den weiteren Jahren weitere Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit nach sich.
Das Risiko eines atomaren Schlagabtausches ist in Folge des Ukrainekrieges deutlich gestiegen, ebenso steigt es durch die geplante Aufrüstung. Fehlalarme und Missverständnisse wurden schon immer nur durch klug handelnde Individuen in ihren Auswirkungen begrenzt und nicht etwa durch staatliche Strukturen.
Die Unsicherheit, die die Atomwaffen darstellen, überwiegt die angebliche Sicherheit der Abschreckung. Das System der Abschreckung ist aus einer anderen Zeit und unglaubwürdig geworden.
Immer wieder wurde von den Vortragenden die einzige sichere Prävention, die es gibt, gefordert: Abrüsten und Atomwaffen abschaffen, verbunden mit Forschung, wie das gelingen kann.
Ingrid Farzin und Sigrid Klose-Schlesier sind IPPNW-Mitglieder.