ICAN Paris Forum 2020

Setsuko Thurlow und Beatrice Fihn, Quelle: ICAN Deutschland

Am 14. und 15. Februar 2020 fand das internationale Paris Forum statt, das von ICAN (Internationale Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen) und ICAN Frankreich organisiert wurde. Unter dem Motto „How to Ban Bombs and Influence People“ kamen ungefähr dreihundert Friedensaktivist*innen aus der ganzen Welt zusammen. Während dieser zwei intensiven Tage durften wir beeindruckenden Geschichten lauschen und sehr inspirierende Menschen kennenlernen.

Nach einer Begrüßung durch ICAN-Direktorin Beatrice Fihn und dem Sprecher von ICAN Frankreich, Jean-Marie Collin, zogen uns zwei Menschen in ihren Bann, die direkt von Atomwaffeneinsätzen bzw. -tests betroffen sind. Die Überlebende des Atomwaffeneinsatzes auf Hiroshima, Setsuko Thurlow, erzählte eingehend, wie sie als damals 13-jährige Schülerin am 6. August 1945 den katastrophalen Atombombenabwurf erlebt hatte. Für sie ist es eine moralische Verpflichtung, nicht aufzuhören, über das Geschehene zu sprechen. Ihr Zeitzeuginnenbericht war uns Mahnung und Inspiration zugleich.

Die Indigene Leona Morgan aus New Mexico (USA) erzählte, welche Folgen die Gewinnung von Atomenergie und die Tests von nuklearen Waffen bis heute auf Menschen haben. Ihr Najavo-Volk leide seit Jahrzehnten immens unter dem Landraub und der gefährlichen Kontaminierung infolge des Uranabbaus und der Urananreicherung. In Leonas Gemeinde wurde die erste Atomwaffe der Welt getestet. Dieses Beispiel macht deutlich, dass die Nuklearindustrie auf Kosten indigener Gemeinschaften arbeitet. Wie zutreffend der Begriff des „nuklearen Imperialismus“ ist, zeigen auch die Atomwaffentests, die nahezu ausschließlich in Ländern des Globalen Südens durchgeführt wurden.

Im weiteren Verlauf des Forums konnten wir viele weitere eindrucksvolle Stimmen von Aktivist*innen und Forscher*innen hören. Dabei umfassten die Panels explizit Mitglieder sozialer Bewegungen, die sich auch mit anderen Themen befassten. Schließlich sind Themen wie Rassismus, Sexismus, Klimafolgen und die atomare Bedrohung eng miteinander verwoben. Darüber hinaus können wir sehr viel voneinander lernen – ob wir für das Klima zivilen Ungehorsam üben, im Rahmen von „Black Lives Matter“ demonstrieren oder uns dem Kampf gegen Atomwaffen und Atomkraft widmen. Aus meiner Sicht ist in den beiden Tagen von Paris einmal mehr deutlich geworden, wie wichtig es ist, in unserem Engagement einen intersektionalen und postkolonialen Ansatz zu pflegen.

ICAN Deutschland beim Paris-Forum, Quelle: ICAN Deutschland

Das ICAN Paris Forum war für mich ein sehr motivierendes Format, das auf eine spannende Weise verschiedene Perspektiven auf Nuklearwaffen und Aktivismus miteinander verknüpfte. Die interessanten Berichte und der Erfahrungsaustausch mit anderen Aktivist*innen aus aller Welt inspirieren mich dazu, mich weiterhin mit starker Stimme für Abrüstung einzusetzen.

Weitere Fotos gibt es hier.

Paula Reichert studiert an der Uni Münster im Master Internationale und Europäische Governance und ist ICAN-Botschafterin

Ein Gedanke zu „ICAN Paris Forum 2020

  1. Schön, dass soviele junge Leite auf den Bildern zu sehen sind. Toll wäre es, wenn ihr alle im Sommer nach Büchel kommen würdet. Das Widerstandscamp ist dort vom 3. -8-7.2020. Elu

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