Erdbeben in der Türkei: Rettungsarbeiten blockiert

Rettungskräfte in Osmaniye, Türkei. Foto: Onur Erdoğan (VOA)

Rettungskräfte in Osmaniye, Türkei. Foto: Onur Erdoğan (VOA)

Obwohl die Präsenz des Militärs im Alltag der Menschen in den kurdischen und alevitischen Gebieten der Türkei sehr hoch ist, wird die staatliche Anwesenheit bei den Rettungsarbeiten auch Tage nach der Katastrophe an vielen Orten vermisst. Dabei stehen die Bergungsarbeiten aufgrund der winterlichen Temperaturen mit bis zu – 15°C unter einem sehr hohen Zeitdruck. Insbesondere wurde Hilfe in den am meisten betroffenen Gebieten wie bspw. der Region Hatay und dem Landkreis Elbistan, in den Städten Semsûr/Adıyaman, Meletî/Malatya [1], sowie Markaz/Pazarcık über einen sehr langen Zeitraum vermisst [2]. Es bestehen weiterhin Vorwürfe, dass Hilfen durch die Regierung regional ungleich verteilt werden [3]. An diesen Orten leben vorwiegend kurdische, alevitische und arabisch-alawitische Menschen. Die staatliche Ausländerberatungsstelle Yimer bietet Hilfe in sieben Sprachen für Betroffene des Erdbebens an, darunter jedoch keine kurdische Sprache [4]. Weiterlesen

Das Schicksal der Familie Senyasar und das türkische Recht

Foto: IPPNW

Familie Senyasar, die Eltern und vier Söhne, hatten einen Laden in Suruc, einer Stadt an der syrischen Grenze, gegenüber von Kobane. Während des Wahlkampfs 2019 betrat eines Tages ein Parlamentsabgeordneter der AKP mit seinem Sohn und mehreren Leibwächtern das Geschäft der Familie Senyasar und wollte dort Wahlflugblätter auslegen. Die Familie verweigerte das, da sie HDP-Wähler seien. Daraufhin wurden sie von den Besuchern mit Waffen bedroht. Einer der Söhne rief seinen Bruder in der Stadt zu Hilfe. Der Bruder war bewaffnet und es kam zu einem Schusswechsel, bei dem alle vier Söhne und einer der Männer aus der AKP-Gruppe verletzt wurden.

Die Verwundeten wurden mit Ambulanzen in verschiedene Krankenhäuser gebracht. Zwei der Söhne kamen ins Regierungskrankenhaus von Suruc. Auf dem Weg dorthin wurde der Krankenwagen beschossen. Die Eltern folgten dem Krankenwagen ins Krankenhaus, wo laut der Twitternachricht eines Arztes die verwundeten Söhne und der Vater vor den Augen der Mutter mit Sauerstoffflaschen erschlagen wurden. Weiterlesen

Wand des Schweigens

Kommunalwahl 2019 in der Türkei, Foto: IPPNW

Morgen wird auch der letzte unserer Reisegefährten in Deutschland zurück erwartet. In den Blogs konnten wir nur einen kleinen Einblick in unsere Erlebnisse geben. Inzwischen sind die Wahlen vorbei, die 7. Wahl in 5 Jahren, mit einer Wahlbeteiligung von 86%. Die
Regierungspartei AKP hat erwartungsgemäß Stimmen eingebüßt, mehr noch die mit ihr verbündete rechtsextreme MHP. Weiterlesen

Der kleine Unterschied…

Fahnen vor den Wahlbüros der Parteien in Diyarbakir

Fahnen vor den Wahlbüros der Parteien in Diyarbakir

Kleine Fahnen über der Straße weisen auf sie hin, auf die Wahlbüros der Parteien. Vor dem einen Wahlbüro steht ein Polizeiauto. Wenn Du ein Gespräch im Büro der anderen Partei führst, wirst Du anschließend von der Zivilpolizei nach Deinem “Pass” gefragt. Dieser wird fotografiert und wer weiß wo hin geschickt und gespeichert, und Du wirst dann von dieser Zivilpolizei noch über eine längere Zeit begleitet. Es scheint so: Ein Gespräch mit der in Opposition zur Regierung, aber legalen Partei HDP, ist für den türkischen Staat schon eine Gefahr. Umgekehrt muss wohl die Regierungs-AKP befürchten, ohne Polizeischutz in der schönen Stadt Diyarbakir und nicht nur in dieser Stadt im Südosten der Türkei nicht leben zu können. Weiterlesen