Ostergrüße aus Diyarbakir

St. Giragos-Kirche Diyarbakir (St. George), Foto: Adam Jones / CC BY 2.0

St. Giragos-Kirche Diyarbakir (St. George), Foto: Adam Jones / CC BY 2.0

Am Karfreitag, dem 2. April 2021 treffen wir uns mit Dara, die als Anthropologin von der BDP/HDP*-Stadtverwaltung eingestellt wurde, um die multiethnisch, multireligiöse Geschichte der Region mit aufzuarbeiten. Als Armenierin sollte ihr Augenmerk dabei auch den christlichen Minderheiten gelten. Dara berichtet, dass seit der Zerstörung der historischen Altstadt und der Zwangsverwaltung keine solche Arbeit mehr stattfinde. Auch Tourist*innen gäbe es nicht mehr wegen der Propaganda, kurdische Städte seien gefährlich. So sei sie nach der ersten Degradierung als Anlaufstelle in der Touristen-Info, wo sie sich einsam und auf dem Präsentierteller fühlte, noch weiter degradiert worden. Sie friste ihre Zeit nun als Wegweiserin im Eingang des Bürgermeisteramtes. Obwohl sie einen Hochschulabschluss und Berufserfahrung habe, verdiene ihr jetziger staatstreuer neuer Vorgesetzter ohne akademische Ausbildung mehr. Weiterlesen

“Gewerkschaftsarbeit ist schwierig geworden”

Die Gesundheitsplattform Diyarbakir erinnert an die Covid-19-Toten und warnt vor der Überlastung des Gesundheitssystems. Bild: © Twitter SES Amed / @sesamed21, 01.04.2021  (bearbeitet)

Über die Coronapandemie in der Südosttürkei und die Arbeit der Gesundheitsgewerkschaft SES in Diyarbakir – Online-Besuch am 1. April 2021

Wir sprechen mit dem Ko-Vorsitzenden Siyar Güldiken der Gesundheitsgewerkschaft SES in Diyarbakir, einem Psychologen. Die Ko-Vorsitzende kann nicht teilnehmen, weil sie coronainfiziert und krank ist. Andere Mitglieder sind im Notdienst und lassen grüßen. Güldiken hat an den Fortbildungen teilgenommen, die die Kollegin Neşmil Ghassemlou für die Psychologen in Diyarbakir durchgeführt hat, als das noch möglich war. Er erinnert sich auch gut an frühere Besuche der Gruppe.

Herausforderung für das Gesundheitswesen

Die Pandemie ist unser erstes Thema. Die Belastungen des Gesundheitspersonals sind sehr hoch. In Diyarbakir wurde eine große Klinik als Forschungskrankenhaus für Coronapatient*innen vorgehalten. Weiterlesen

„Die Regierung muss wieder einen demokratischen Weg beschreiten“

IHD-Logo (Illustration: IPPNW)

IHD-Logo (Illustration: IPPNW)

Onlinegespräch mit dem Menschenrechtsverein IHD in Diyarbakir am 26. März 2021

Trotz technischer Probleme und abbrechender Verbindung ist unsere Sitzung mit Abdullah Zeytun aus dem Vorstand des Menschenrechtsvereins IHD Diyarbakir konzentriert und reich an Informationen. Er berichtet, dass seit 2016 für die Opposition alle Demonstrationen und Erklärungen im Freien verboten sind. IHD kann also weiterhin nur Presseerklärungen im eigenen Büro abgeben. Neu sei, dass Polizei und Sicherheitskräfte fast täglich ins IHD-Büro eindringen, um Erklärungen und Aktionen direkt mitzuschneiden und Listen der Teilnehmer*innen zu erstellen. Gegen Kolleg*innen liefen Verfahren. Es habe auch einige Freisprüche gegeben. Niemand von ihnen sei zur Zeit im Gefängnis..

Isolationshaft versus Sammelzellen

Auf unsere Frage nach den Gefangenen berichtet Zeytun, dass vor einem Monat eine große Delegation von IHD und Anwälten verschiedene Gefängnisse besucht habe. Sie haben Ahmet Altan, die Ex-HDP-Vorsitzenden Dermirtas und Kisanak und viele andere besuchen können. Weiterlesen

Solidarität und Gegenöffentlichkeit: JournalistInnen in der Türkei

Zu Gast bei Haber Nöbeti. Foto: IPPNW

Zu Gast bei der Medieninitiative Haber Nöbeti. Foto: IPPNW

Auf eine Initiative im Medienbereich, die längst internationale Aufmerksamkeit verdient hätte, stoßen wir bei zwei Redaktionsbesuchen in Diyarbakir: Die Aktion Recherche-Watch (Haber Nöbeti). Seit gut zwei Monaten gibt es diese Plattform für Journalisten aus der ganzen Türkei. Aus Istanbul und anderen Orten im Westen des Landes kommen Journalisten nach Diyarbakir und begleiten dort ihre Kollegen bei der Arbeit.

Bei der kurdischsprachigen Tageszeitung Azadiya Welat treffen wir Safak Timur, eine junge freischaffende Journalistin aus Istanbul. Sie ist eine der Aktiven der Plattform, die sich über einen Email-Verteiler organisiert hat. Weiterlesen