Welchen Einfluss haben europäische und deutsche Asylpolitik, der Klimawandel und unterschiedliche Formen von Gewalt auf Individuen und Gesellschaften? Inwiefern können wir diese Erfahrungen unter dem vielschichtigen Konzept „Trauma“ begreifen? Und welche Wege gibt es, sensibel zu agieren, um Betroffene auf ihrem Weg zu unterstützen?
Diese Fragestellungen begleiteten mich während meiner Teilnahme an der diesjährigen Global Health Summer School. Sechs Tage lang, vom 26. Juli bis 01. August 2020, konnte ich miterleben, wie ein interdisziplinärer Lernraum entstand, der Auseinandersetzungen mit diversen Perspektiven und Positionen förderte. Wir lernten, den Status Quo zu verstehen, das eigene Handeln zu reflektieren und angemessene Strategien zu entwickeln, um ungleiche Machtverhältnisse und Systeme der Unterdrückung auf allen Ebenen zu destabilisieren.
Es war ein Prozess des Miteinanders und Lernens, der sich in anderer Form auch seit März 2020 in der deutschen Gesellschaft wiederfindet. In knapp einer Woche haben sich neue Wege des sozialen Kontakts erschlossen und Gedanken entwickelt, die die politischen, wirtschaftlichen und sozialen Ungleichheiten mit menschlichen Schicksalen verbanden. Besonders die akademischen, aktivistischen und persönlichen Perspektiven der Summer School auf die Themen Trauma und Gesundheit im Kontext von Krieg, Klimakrise und Migration machten diesen Prozess möglich. Ein Dank gilt dabei den Professor*innen, Doktorand*innen, Berufstätig*en und Aktivist*innen, die ihr Wissen über postkoloniale Kritik, Ausgrenzungsmechanismen und Machtbeziehungen den diesjährige Teilnehmer*innen der Summer School weitergaben.
Dabei wurde bewusst Raum für die Erfahrungen und Stimmen von vulnerablen Gruppen, wie Geflüchtete und Migrant*innen geschaffen. Begriffe, die eine Einheit suggerieren und in Realität doch eine Komplexität bestätigten. Dies zeigte sich unter anderem in der Diskussion mit fünf Aktivist*innen, die ihre persönlichen Perspektiven und Erfahrungen zu dem Thema Gesundheit im Kontext von Flucht, Gewalt und ihrem Leben in Deutschland teilten.
Nach diesem Gespräch wich mein Gefühl der Machtlosigkeit gegenüber globaler Ungleichheit der Erkenntnis: Widerstand ist möglich und gebraucht! Es war eine Erinnerung daran, dass der erlebten Zurückweisung von marginalisierten Gruppen, ihr Mut, manchmal auch ihre Verzweiflung, aber vor allem ihre Kraft, neue Wege des „Überlebens“ zu schaffen, entgegensteht.
Die Global Health Summer School 2020 machte deutlich, dass Veränderung und aktivistisches Engagement stets das Verstehen, die Reflexion und das Handeln der Zivilgesellschaft, besonders privilegierter Schichten, fordert. Zugleich bot sie eine passende Plattform für diese Entwicklung und motivierte zum Aktivismus im Zeichen der Solidarität.
Fatim Selina Diaby, studiert internationale Beziehungen in Paris und ist derzeit Praktikantin bei der IPPNW im Bereich Soziale Verantwortung. Dort unterstützt sie die Vorbereitungen für ein Menschenrechtstribunal zum Thema Gesundheit.
Lieber Elu,
vielen Dank für deinen Kommentar. Ich stimme dir zu, dass das diesjährige Thema der Summer-School von immenser Bedeutung, für die IPPNW aber auch darüber hinaus. Um in Erfahrung zu bringen, welche Strategien und Handlungsmöglichkeiten diskutiert wurden kannst du gerne auf der Homepage der Global Health Summer School einen Blick auf das Programm werfen. Besonders am letzten Tag wurde den Teilnehmern die Zeit gegeben z.B. zu Erfahren wie Kunst und Aktivismus verbunden werden können. Hier der Link: http://www.health-and-globalisation.org/summer-school/schedule-summerschool.html.
Ich denke Digitalisierung kann immer beides sein; Chance und Risiko zu gleich. Letzteres wohl eher, wenn nicht genügend Wissen und Ressourcen vorhanden sind um den digitalen Raum und Menschen zu schützen.
LG Selina
Ich glaube, dieses diesjährige Thema der Summer-School ist das zentrale für die IPPNW und hält als Klammer die unterschiedlichen Ansätze und Aktivitäten im Verein zusammen. Von daher wäre es spannend, einmal zu erfahren, was an Strategien und konkreten Handlungsmöglichkeiten diskutiert bzw. evaluiert wurde. Wir dürfen nämlich nicht nur analysieren (diagnostizieren), sondern werden nur zur Selbstermächtigung kommen, wenn wir ins gemeinsame Handeln kommen. Leider hat die Corona-Infektionskrise hier uns weit zurückgeworfen, die zunehmende Verlegung auf Digitalisierung sehe ich als zukünftige Gefahr, den sich anbahnenden Widerstand den Biss zu nehmen. Darüber sollten wir zusammen nachdenken. Elu