
Günter Wippel, uranium-network.org
Soeben kommen wir von einer sehr erfolgreichen Konferenz „Uran, Gesundheit und Umwelt“ in Bamako, Mali zurück. Die Konferenz war in vielen Medien in Mali und Westafrika angekündigt worden. Insgesamt nahmen deutlich über 100 Personen teil (die 110 vorbereiteten Mahlzeiten reichten nicht aus). Über 30 davon kamen aus der betroffenen Gemeinde Falea, inklusive des Bürgermeisters und des Vizepräsidenten des „Cercle“ von Kenieba, in dem die Firma Rockgate ein Uran-Silber-Kupfer-Vorkommen ausbeuten will. Neben den Experten aus USA, Kanada, Frankreich und Deutschland waren Vertreter von IPPNW aus mehreren Ländern Europas und Afrikas angereist, sowie Repräsentanten von mit Uranabbau befassten NGOs aus Tschad, Kamerun, Gabun, DR Kongo, Sambia, Namibia, Südafrika, Tansania und eine sechsköpfige Delegation aus Niger, darüber hinaus je ein Gast aus Indien sowie aus Nigeria. Die Konferenz wurde am Freitag den 16. März eröffnet, u.a. durch den Bergbauminister von Mali, der auch ein ausführliches Statement zu dem geplanten Uranabbau gab.

Ein Vertreter des Bergbau-Ministeriums auf der Konferenz in Bamako, Mali
Nach fachlichen Vorträgen und Erfahrungsberichten am ersten Konferenztag spitzte sich die Debatte am zweiten Tag zu: Ein Vertreter des Bergbau-Ministeriums präsentierte auf zunehmend provokante Art die Sicht der für den Uranabbau eingenommenen Stellen in einem eher politisch motivierten als wissenschaftlich fundiertem Vortrag, und erging sich danach in beleidigenden Anfeindungen gegen die internationalen Gäste. Dies führte schließlich dazu, dass er wegen grober Verletzung der Grundregeln der Gastfreundschaft von der Konferenzleitung des Raumes verwiesen wurde; dem Vernehmen nach stehen weitere Konsequenzen zur Debatte. Die Teilnehmer aus der Region Falea brachten ihren Unmut und den klaren Willen, sich weiter gegen das geplante Uranbergwerk zur Wehr zu setzen, massiv zum Ausdruck, und wurden von denjenigen, die bereits bittere Erfahrungen mit Uranbergbau gemacht hatten, z.B. in Niger und Gabun, darin unterstützt und bestärkt. Der Austausch von Erfahrungen war und ist von zentraler Bedeutung, insbesondere betreffs der Erkenntnis, dass die versprochene sozio-ökonomische Entwicklung durch den Uranabbau in aller Regel NICHT eingetreten ist, sondern dass es vielmehr zu einer Verschlechterung der Situation kam. Die gemeinsame Unterbringung aller internationalen Teilnehmer in einem einfachen Hotel mit viel Platz begünstigte die informelle Kommunikation ungemein, die Sprachbarrieren konnten mit Hilfe mehrere zweisprachiger Teilnehmer überwunden werden.

Die Konferenz wurde von allen Teilnehmern als großer Erfolg gewertet.
Am dritten Konferenztag, der dem internen „Networking“ gewidmet war, wurde u.a. die vor drei Jahren in Dar Es Salaam gegründete African Uranium Alliance revitalisiert, da vielen Teilnehmern klar geworden war, dass grenzüberschreitende Kommunikation und Zusammenarbeit von großer Wichtigkeit sind. Dabei geht es nicht um den Aufbau einer starren Struktur, sondern um die Erweiterung eines „lebenden Organismus“, der als Instrument für Austausch dient, die teilweise vereinzelt arbeitenden NGOs aus ihrer Isolation holt, sie ermutigt und mit wichtigen Informationen versorgt. Durch die Anzahl der Teilnehmer und ihr Engagement in der Sache war eine „kritische Masse“ zustande gekommen, die in der Lage ist, Weiteres zu organisieren. Eine „Professionalisierung“ im Sinne einer (Teilzeit-)Stelle wurde angedacht. Am Montag den 19. März brach eine Delegation von 10 Personen, 5 Teilnehmer aus verschiedenen afrikanischen Ländern sowie fünf Teilnehmer aus europäischen Ländern, nach Falea auf, um die Situation vor Ort in Augenschein zu nehmen. Es werden derzeit massiv Explorationsbohrungen mit einem (fahrbaren) Bohrturm vorgenommen – nach Berichten der Betroffenen teilweise in nur 10 – 30m Entfernungen von Häusern im 24-Stunden-Betrieb, mit massiven Beeinträchtigungen der dort lebenden Menschen. Eine Wasserstelle ist bereits durch oberhalb durchgeführte Bohrungen versiegt und außerdem mit Bohrschlamm verseucht worden, sodass die Bewohner jetzt weite Wege auf sich nehmen müssen, um Trinkwasser zu bekommen. Die Konferenz wurde von allen Teilnehmern als großer Erfolg gewertet. Es gibt bereits mehrere Nachfragen, ähnliche Veranstaltungen in anderen Ländern (z.B. Niger, Gabun etc.) zu organisieren.
Günter Wippel ist von der uranium-network.org und im OrganisationsKommittee für die Bamako-Konferenz.