Am 13. September 2022 veranstaltete die IPPNW- und ICAN-Gruppe Hamburg eine Mahnwache für Holger Isabelle Jänicke, den Leiter des Rechtshilfebüros Hamburg, am Jungfernstieg vor der Europapassage. Dabei solidarisierten sie sich mit Jänicke, der seit dem 17. August in der Justizvollzugsanstalt Glasmoor eine 30-tägige Freiheitsstrafe absitzen musste, weil er für eine atomwaffenfreie Welt eingetreten war.
Gemeinsam mit 16 weiteren Friedensaktivist:innen (Büchel17) aus ganz Deutschland war Jänicke vor drei Jahren auf dem Fliegerhorst Büchel in Rheinland-Pfalz mit Bannern und Plakaten eingedrungen, um die täglichen Übungen der Tornados zu verhindern und gegen die in Büchel stationierten Atomwaffen zu protestieren. Für sein Engagement gegen Atomwaffen nahm er den Verlust der eigenen Freiheit in Kauf. Das Landgericht Koblenz verurteilte ihn dafür im Januar zu einer Geldstrafe von 30 Tagessätzen á 30 €. Da er die Geldstrafe bewusst nicht beglichen hatte, wurde er zum Haftantritt geladen. Er selbst sprach stattdessen von einer „Mahnwache hinter Gittern“ und fühlte sich trotz der äußerlichen Freiheitseinschränkung ganz bewusst als „handelndes Subjekt.“ In seinem Grußwort, das auf der Mahnwache von seinem Freund und IPPNW-Mitglied Ernst-Ludwig Iskenius verlesen wurde, schrieb Holger Isabelle Jänicke:
„Lasst uns gemeinsam die Freiheit nehmen, HANDELNDE Subjekte zu sein! Lasst uns mit Energie diese Welt zum Positiven gestalten-gemeinsam und solidarisch! Ich jedenfalls sitze hier in meiner Zelle erfüllt von der Freiheit eines HANDELNDEN Menschen. Daran kann mich nichts und niemand hindern.“
Anlass genug um für Holger Isabelle Jänicke eine Mahnwache zu organisieren und auch in Hamburg öffentlichkeitswirksam gegen Atomwaffen zu protestieren. Neben dem Grußwort war ein kleiner Redebeitrag von der Medizinstudentin Kim Nikola Rosebrock zu hören, in dem sie unter anderem auf die Konsequenzen eines Atomwaffenabwurfes auf Hamburg einging: Für die ca. 370.000 Verletzten stünden nur ca. 10.000 Krankenhausbetten zur Verfügung; weite Teile der Innenstadt wären zerstört; eine ausreichende Gesundheitsversorgung wäre nicht möglich und damit die humanitäre Katastrophe vorprogrammiert. Zusätzlich hatte Inga Blum, ebenfalls Mitglied der Hamburger Regionalgruppe und internationales Vorstandsmitglied der IPPNW, Musik und Flyer organisiert, um Passant:innen anzusprechen und auf dieses wichtige Thema aufmerksam zu machen.
Gleichzeitig wurde der Erste Bürgermeister von Hamburg, Dr. Peter Tschentscher, bereits bei Haftantritt gebeten, aus Solidarität die „Mayors for Peace“-Fahne vor dem Rathaus zu hissen. Der Vereinigung der Bürgermeister:innen für den Frieden haben sich bereits mehr als 500 Städte in Deutschland angeschlossen. Mit dem Hissen der Mayors for Peace-Flagge appellieren die Bürgermeister:innen an die Staaten der Weltgemeinschaft, sich für die Abschaffung von Atomwaffen und eine friedliche Welt einzusetzen. Leider kam Tschentscher der Bitte nicht nach.
Neben Holger Isabelle Jänicke sind dieses Jahr bereits zwei weitere Aktivist:innen für ihre gewaltfreien Proteste in Büchel ins Gefängnis gegangen. Im Juni diesen Jahres trat Ria Makein und im Juli Frist er Kuile ihre Haftstrafen an. Solange Atomwaffen das friedliche Miteinander auf der Erde bedrohen werden noch weitere folgen.
Für weitere Infos: Ernst-Ludwig Iskenius: iskenius AT ippnw.de, 0151 68184369
Ernst-Ludwig ist IPPNW-Mitglied und engagiert sich gegen Atomwaffen.