Sayonara Hiroshima

Dr. Alex Rosen, Kinderarzt aus Düsseldorf und Mitorganisator der IPPNW-Bike-Tour durch Japan 2012

Dr. Alex Rosen, Kinderarzt aus Düsseldorf und Mitorganisator der IPPNW-Bike-Tour durch Japan 2012

Während ich nach dem sehr erfolgreichen IPPNW-Weltkongress im Bus von Hiroshima nach Kyoto sitze, klingen mir die Worte des indischen Delegierten aus dem Abschlussplenum noch in den Ohren: „Heute morgen wurde gesagt, dass die Auswirkungen der Strahlung in Fukushima nicht besorgniserregend seien. Ist dies die Botschaft, die ich jetzt mit nach Hause nehmen soll?“

Es stimmt – das Plenum zur Nuklearkatastrophe von Fukushima Daiichi zeichnete ein unerwartet einseitiges Bild. Viele der verwendeten Powerpoint-Folien waren dieselben, die letzten Herbst auch auf dem Forum der Atomindustrie zu Fukushima benutzt worden sind, und die zitierten Zahlen scheinen direkt dem Bericht entnommen worden zu sein, der von der IAEO, die entschieden pro-atom ist, verfasst und von der WHO im vergangenen Mai veröffentlicht worden ist. Wissenschaftler, die dem »japanischen Atomdorf« kritisch gegenüberstehen, wurden nicht gehört und unabhängige Forschungsdaten nicht diskutiert. Eine ernsthafte wissenschaftliche Debatte war darum nicht möglich, und Reaktionen aus dem Publikum wurden auf Aussagen begrenzt, die die Enttäuschung und Empörung über diese unausgewogene Darstellung der Nuklearkatastrophe von Fukushima zum Ausdruck brachten.

Als IPPNW-Mitglied bin ich beschämt, über die Einseitigkeit der Plenarsitzung und halte es für nötig, mich beim anwesenden Publikum aus der breiten Öffentlichkeit zu entschuldigen, das zu der Sitzung gekommen war, um ausgewogene und wissenschaftlich fundierte Informationen über die gesundheitlichen Folgen der Nuklearkatastrophe von Fukushima zu erhalten. Stattdessen bekamen sie die üblichen Reden des »japanischen Atomdorfs« darüber, wie kontrollierbar und sicher die Situation angeblich sei.

Ihr Dr. Alex Rosen aus Japan