Wiedersehen in Kasachstan

Carlotta Conrad ist Medizinstudentin und Mitglied im Vorstand der deutschen Sektion der IPPNW.

Carlotta Conrad ist Medizinstudentin und Mitglied im Vorstand der deutschen Sektion der IPPNW.

Erster Tag des Studierendenkongress 2014 in Astana, Kasachstan, im Vorfeld des 21. IPPNW World Congress. Kasachstan – auch wir müssen es noch mal sagen: ein Land, über das so wenig bekannt ist, riesengroß – und dann doch nur fünfeinhalb Flugstunden von Berlin entfernt. Auf dem Flug finden wir Zeit in das sehr empfehlenswerte „In search of Kazakhstan – the land that disappeared“ von Christopher Robbins reinzulesen und sind gespannt auf die Menschen, die Äpfel und natürlich die 1997 aus dem Nichts gestampfte neue Hauptstadt Astana.

Übermüdet aber bestens gelaunt treffen wir an der Medical University of Astana ein, und werden mit einem fantastischen kasachischen Frühstück empfangen, Instantkaffee und Teigwaren so weit das Auge reicht. Freudig begrüßen wir alte Freunde, die wir auf dem „Human Target“-Kongress in Villingen 2013, oder auf einem der europäischen Studierendentreffen kennen lernten. Es sind über 50 Studierende aus allen Ecken der Welt angereist, um schon vor dem Weltkongress zusammenzukommen und sich zu IPPNW-Themen auszutauschen.

In Semey trafen sich vor zwei Wochen bereits 18 von ihnen, und sind mit dem Fahrrad nach Astana geradelt, die traditionelle IPPNW-Biketour vor einem Kongress. Schweden, Kenia, Costa Rica, Japan, Österreich, Russland, Australien, die USA, Süd Afrika, Indien, Niederlande, Dänemark, Nepal und Italien sind vertreten, und sicher noch viele mehr. Auch viele kasachische Studierende stoßen spontan dazu, und einige Koryphäen wie Robert Mtonga, Ira Helfand and Tilman Ruff sind schon anzutreffen. Schwerpunkte werden das eigene Engagement der Studierenden in ihren Heimatländern, gemeinsame internationale Projekte und die Wahl der neuen internationalen StudierendensprecherInnen sein.

Los geht es gleich mit den Kernthemen der IPPNW. Dr. Ira Helfand und Prof. Alan Robock sprechen über „Nuclear famine“, die Auswirkungen eines Atomkrieges auf das globale Klima, Landwirtschaft und die Ernährung und Gesundheit der Menschen. Sie stellen neuste Studien vor und weisen einmal mehr darauf hin, dass als Folge eines regionalen Atomkrieges sinkende Temperaturen und reduzierte Niederschläge zu erwarten wären, was zu einer globale Hungersnot führen würde, die das Leben von zwei Milliarden Menschen gefährden würde.

Dr. Alex Rosen stellt die soeben fertiggestellte „Hibakusha Worldwide“-Ausstellung vor. 50 Poster zeigen Orte, an denen die Atomindustrie – vom Uranbergbau über Atomwaffentests bis zu zivilen und militärischen Atomunfällen – verheerende Folgen für Mensch und Umwelt hatte.

Im zweiten Plenum gibt es etwas Zuversicht und Anregungen: ICAN, die internationale Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen, wird vorgestellt, und verschiedene Campaigner stellen ihre Methoden und Arbeit in den sozialen Netzwerken vor. Wichtig sei es, auch ernste Inhalte lustig darzustellen zu können, damit diese „likable“ sind. Ein Beispiel aus dem Niederlanden: Katzenvideos sind überall im Netz zu finden – mit Hilfe von katzenfuttergefüllten Filz Atombomben lassen sich Videos produzieren, in denen Katzen Atomwaffen abschaffen.

Nach dem Mittagessen geht es in die Workshoprunden. Frederik aus unserer Studierendendelegation stellt in „Banks and Bombs“ die Zusammenhänge und Verhältnisse von Atomwaffenfinanzierung und globalen Finanzgeschäften vor. Michelle Gin, Studierendensprecherin aus den USA, hat für uns Studien über die Auswirkungen von ionisierender Strahlung auf Mutter- und Kind-Gesundheit rausgesucht. Besonders hebt sie die Forderungen der deutschen IPPNW hervor, den „Reference-Man“ durch einen „Reference-Embryo“ zu ersetzten, da Ungeborene und Kleinkinder um ein vielfaches strahlensensibler und gefährdeter sind, als Erwachsene. Sie schult uns darin, selbst einen Workshop zu geben, um unsere Lokalgruppen und unsere Umgebung für das Thema zu sensibilisieren.

Nach der Vorstellung der KandidatInnen für die Posten als International Students Representatives (ISR) hatten wir das Pflichtprogramm erledigt. Beim „Cultural Carnival“ bringt traditionell jede Sektion etwas aus ihrem Land mit: Zusammenfassend können wir bestätigen, dass überall spannender Schnaps gebraut wird, und die Inder die besten Tanzlehrer sind!