Next generation

Frederik Holz ist Studierendensprecher der deutschen Sektion der IPPNW.

Frederik Holz ist Studierendensprecher der deutschen Sektion der IPPNW.

Nach der „Nacht der Kulturen“, die uns einen guten Überblick über die vielfältige Landkarte der Speisen und (vor allem) Getränke unserer Kulturen und Völker gab – und bei einigen sicherlich einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat – kamen nicht mehr alle vollkommen ausgeschlafen zur Präsentation der IPPNW-Biketour durch Kasachstan am zweiten Tage des IPPNW-Studierendenkongresses.

Die Gruppe stellte sich vor, erzählte uns über ihre Zeit auf dem 800 Kilometer langen Weg und zeigte Bilder. Insgesamt waren es 18 Teilnehmer_innen aus acht Ländern, die uns von einer aufregenden Zeit berichteten. Die Radfahrer_innen schwärmten von der kasachischen Gastfreundschaft und erzählten, dass sie unzählige offizielle Treffen mit Bürgermeister_innen und anderen Vertretern des öffentlichen Lebens hatten. Insgesamt gab es viel mediale Aufmerksamkeit: Die Biker_innen wurden mindestens vier mal vom Staatsfernsehen gefilmt und interviewt. Ebenfalls spannend sei der Austausch mit den dort lebenden Menschen gewesen, auch wenn die Pferdemilch, die sehr gerne angeboten wurde, unter Umständen auch mal abgelehnt wurde. Unter anderem haben die Studierenden und jungen Ärzte und Ärztinnen erfahren, dass der Bevölkerung zu Zeiten der Atomwaffentests in Semipalatinsk erzählt wurde, dass die Erschütterungen von Erdbeben stammen würden.

Alles in allem war diese Reise für viele eine spannende und lehrreiche Erfahrung. Sie haben Land und Leute auf eindrucksvolle Weise kennengelernt und Verbindungen geschaffen zwischen den Teilnehmer_innen, die sicherlich für lange Zeit und über viele Landesgrenzen hinweg bestehen bleiben werden.

Im der darauf folgenden Plenarsitzung sensibilisierte uns Luca Ragazzoni vom Research Center CRIMEDIM (Katastrophenmedizin in Italien) für das Thema Katastrophen-Medizin, ein Bereich, der besonders für Mediziner_innen im humanitären Bereich von großer Bedeutung ist, oft jedoch nur wenig Beachtung findet. Viele verschiedene Methoden der Katastrophen-Simulationen wurden vorgestellt, von digitalen Programmen, bis zu live simulierten Trainings an speziellen Orten wie Fußballstadien, Bahnhöfen und öffentlichen Plätzen für Akteure aus dem medizinischen Bereich, wie auch für Menschen ohne medizinische Ausbildung.

500.000 Tote werden jedes Jahr Opfer sogenannter „Kleinwaffen“ (Small Arms und Light Weapons). Das war eine Zahl, die im Kopf blieb. Das internationale IPPNW-Programm „Aiming for Prevention“ stellte uns Michael Schober (IPPNW Österreich) und Shannon Gearheart (IPPNW USA) vor. Die einzelnen Elemente sind: Aktionsorientierte Forschung, Bildung, Lobbypolitik, Pflege und Rehabilitation von Opfern. Zu dem Programm gehört auch ein Projekt in Sambia und eine Ausstellung von 15 Postern zum Thema Kleinwaffen und Waffengewalt, die von der österreichischen IPPNW-Gruppe auf englisch und auf deutsch erstellt wurde und nun für alle, die zu dem Thema arbeiten wollen, kostenfrei zur Verfügung steht.

Thematisiert wurde auch der „Arms Trade Treaty“: eine staatlich und vertraglich geregelte Rüstungskontrolle – über 40 Staaten haben bereits unterzeichnet. Bisher sei der internationale Handel mit Bananen noch stärker reguliert als der Waffenhandel – doch glücklicherweise werde sich das bald ändern. Um auf das Thema aufmerksam zu machen (in der breiten Öffentlichkeit, wie auch in UN-Sitzungen zu dem Thema) zeigen IPPNW-Ärzt_innen und Studierende seit einiger Zeit sogenannte „One Bullet Storys“. Darin werden die Geschichten von Opfern von Kleinwaffen vorgestellt und alle mit der Verletzung einhergehenden Kosten aufgelistet: emotionale, psychologische und soziale, wie auch finanzielle. In dem Programm „Aiming for Prevention“ sind viele IPPNW-Studierende aktiv, es bietet viel Raum für gute Aktionen.

Nach der Workshopsession klappte es beim anschließenden Mittagessen dann besser mit dem vegetarisches Essen: Die „vegetarischen“ Tische waren nun so gedeckt, dass es dort kein Fleisch mehr gab, und nicht wie vorher einfach nur verhältnismäßig weniger Fleisch. Insbesondere Pferdefleisch ist fester Bestandteil der kasachischen Küche.

Anschließend wurden die neuen Internationalen Studentenvertreter_innen von den nationalen Vertreter_innen gewählt. Wir freuen uns, dass Aino Ritva Weyers, eine Studentin aus Berlin, zusammen mit Bimal Khadka aus Nepal für die nächsten zwei Jahre die internationale Koordination der IPPNW-Studierenden übernehmen.

In der letzten Plenarsitzung „Staying active“ ging es darum, weiterhin engagiert und motiviert zu sein und Alex Rosen (Vorstandsmitglied IPPNW Deutschland) und Michelle Gin (IPPNW USA) verrieten uns einige Tipps und Tricks und feuerten uns an, am Ball zu bleiben und die IPPNW-Studierendenbewegung in der ganzen Welt auszubauen.

Zu guter letzt speisten wir noch einmal in einem kasachischen Restaurant und tanzten zu den aktuellen Hits des Landes.