Der Arbeitskreis Menschenrechte Türkei beginnt die Delegationsreise und protestiert gegen die Einreisesperre von Dr. Gisela Penteker
Seit Samstag, dem 9. März 2024 sind wir wieder als Delegation des Arbeitskreises Menschenrechte Türkei der IPPNW in der Türkei und in Nordkurdistan unterwegs. Wir bereisen dieses Jahr Istanbul, Van, Diyarbakır (kurdisch: Amed), Adıyaman und Ankara und kommen in Kontakt mit der “Zivilgesellschaft”, also Frauenvereinen, Parteien, Gewerkschaften, demokratischen Plattformen, Umweltvereinen, Menschenrechtsstiftungen, Geflüchtetenorganisationen, Anwalts- und natürlich Ärztekammern.
Wir werden die große Newroz-Feier am 21. März in Diyarbakir / Amed besuchen, die Anlass für den Termin im März ist. Zudem wird es einen Fachaustausch geben, mit Schwerpunkt auf Trauma und sekundären Traumatisierungen im Kontext von Krieg, politischer Verfolgung und nach dem Erdbeben. Die Delegation findet seit 1996 jährlich statt und seit einigen Jahren gibt es auch einen Gegenbesuch nach Deutschland. Unsere langjährige Aktive und Mitbegründerin des Austausches Dr. Gisela Penteker hat seit dem letzten Jahr ein fünfjähriges Einreiseverbot in die Türkei. Sie hatte gefordert, dass die mögliche Verwendung von Giftgas durch die Türkei im Krieg gegen kurdische Guerillas durch eine internationale Kommission untersucht werden sollte. Das gleiche hatte zuvor auch die Vorsitzende der türkischen Ärztekammer Dr. Şebnem Korur Fıncancı gefordert. Dafür saß sie drei Monate in Untersuchungshaft und es wurde ein Amtsenthebungsverfahren gegen den gesamten Vorstand der türkischen Ärztekammer angestrengt. Gisela fehlt uns sehr und wir verurteilen diese Schikane!
Als Vorgeschmack für die kommenden Blogeinträge verweisen wir auf unseren Reisebericht aus dem Frühjahr 2023. Im letzten Jahr waren wir ca. 40 Tage nach dem großen Erdbeben und zwei Monate vor den türkischen Parlaments- und Präsidentschaftswahlen zu Gast. Das Erdbeben und der Ausgang der Wahlen hat zu einer sehr großen Auswanderungswelle geführt. Sicherlich kennen die meisten von uns Menschen, die in den letzten Monaten aus der Türkei nach Deutschland eingewandert sind. Dieses Jahr findet unsere Reise zu Beginn des muslimischen Fastenmonats Ramadan statt und auf der Zielgeraden des Wahlkampfs der türkischen Kommunalwahlen, die in allen Kommunen des Landes gleichzeitig stattfinden. In den kurdischen Gebieten, die wir bereisen, sind allerdings aufgrund des Zwangsverwaltungssystems seit Jahren keine gewählten Bürgermeister mehr im Amt. Umso größer ist die Hoffnung auf eine demokratische Erneuerung.
Dr. Gisela Penteker
Danke für den Auftaktbericht. Was erzählen sie von unterwegs? Gibt es schon Berichte? Elu