Hungerstreik soll totgeschwiegen werden

Polizeiabsperrung vor dem Gefängnis in Van.

Ein angemeldetes Pressestatement der HDP-Parlamentsabgeordneten von Van, Muazzez Orhan, vor dem T-Typ Gefängnis von Van wurde von schwer bewaffneten Sicherheitskräften mit gepanzerten Fahrzeugen und Wasserwerfern mit massiven Drohungen verhindert. Wir hatten uns zusammen mit Angehörigen der Gefangenen, der Abgeordneten, anderen Vertretern der Zivilgesellschaft und einigen jungen Journalistinnen auf dem Weg zum Gefängnis versammelt. Die dort einsitzenden politischen Gefangenen haben sich am 1. März 2019 dem Hungerstreik gegen die Isolationshaft angeschlossen. Die Sicherheitskräfte drohten zu schießen und drängten die versammelten Menschen zurück. Sie bestanden auf dem von Gouvereur festgelegten Abstand von ein Kilometer zum Gefängnis.

In entsprechender Entfernung gab die Abgeordnete dann folgende Erklärung ab: “Die Abgeordnete von Hakkari und Ko-Vorsitzende des Demokratischer Gesellschaftskongresses (DTK) Leyla Güven hat vor einigen Monat einen Hungerstreik begonnen, um auf die Kriegspolitik der Türkei und auf die Isolationshaft von Herrn Öcalan aufmerksam zu machen. Diese Forderungen müssen gehört werden. Der Justitzminister sollte schnellst möglich etwas unternehmen, damit keine weiteren Menschen in den Gefängnissen ihr Leben verlieren wie Zülküf Gezen. Wir hoffen auf ein friedliches Zusammenleben in diesem Land ” (übersetzt von Serra Bucak).

Zülküf Gezen ist ein 19-jähriger politischer Gefangener, der sich am 17. März 2019 im Gefängnis von Tekirdag das Leben genommen hat, aus Protest gegen die Isolationshaft. Der Hungerstreik von Leyla Güven, dem sich inzwischen viele Menschen auch in Europa angeschlossen haben, ist ein Ausdruck der Verzweiflung und Hilflosigkeit, weil niemand auf die Stimmen der Kurden reagiert. Viele der Hungerstreikenden befinden sich inzwischen in einem kritischen Zustand. Die Zuspitzung des Hungerstreiks wird uns bei allen weiteren Begegnungen dieser Reise begleiten.

Dr. Gisela Penteker ist IPPNW-Mitglied und Türkei-Beauftragte der IPPNW. Sie ist Teilnehmerin einer Reise von IPPNW-Ärzt*innen und Friedensaktivist*innen in die Türkei.