Gräben überwinden, die während des Krieges entstanden

IPPNW-Balkan-Treffen vom 15,-17. Mai 2015 in Sarajevo.

IPPNW-Balkan-Treffen vom 15,-17. Mai 2015 in Sarajevo.

In einem gemieteten Kleinbus fahren wir, die lokale Gruppe der IPPNW Würzburg nach Sarajewo. Unser erster Halt in Ljubliana, Slowenien, alles ist rausgeputzt, alternativ, hübsch, so richtig zum Wohlfühlen. Wie wird die Hauptstadt von Bosnien-Herzegowina sein? Eine Stadt, in der während der  vierjährigen Belagerung viel zerstört wurde, deren Bewohner dem Terror des Bosnien-Krieges trotzten? Eine Stadt voller Religionen und unterschiedlichen Ethnien?
Die Häuserfassaden  sind noch immer zerlöchert und die Rosen von Sarajewo stechen blutrot ins Auge.Wir treffen auf die anderen Medizinstudenten aus Mazedonien, Bosnien-Herzegowina, Kroatien und Serbien. Eine Studentin aus dem Kosovo hat leider kein Visum bekommen!

Eine bunt zusammengewürfelte Truppe für das Wochenende, wir essen beste bosnische Hausmanns-Kost, trinken türkischen Kaffee, besichtigen die Stadt. Wir hören aber auch grausame Geschichten von Vergewaltigungsopfern im Bosnienkrieg (1992-95), von schlimmsten Auswüchsen an Grausamkeit, Hass, Unmenschlichkeit. Die Worte und Gedanken sind schwer.

Doch raus aufs Land, denn die Welt dreht sich weiter. Armin, unser Organisator und gute Seele in Sarajewo, organisiert für uns einen Ausflug zu seinem Arbeitsplatz in einer Organisation für psychisch Kranke und Menschen mit Behinderung. Wir treffen den beeindruckenden Manager, pragmatisch, energiegeladen und voller Liebe für die Menschen. Der Krieg zog auch hier vorbei, Menschen sind verhungert, aber die Hoffnung und der Tatendrang konnten nicht ausgelöscht werden.

Brigdes of understanding  in Sarajewo war für uns Studenten aus Würzburg eine wundervolle Erfahrung und wir hoffen, dass die Studenten vom Balkan die Chance nutzen, sich untereinander zu verbinden, anzufreunden und die Klüfte zu überwinden, die während des Krieges entstanden sind. Wir freuen uns schon auf die gemeinsame Zeit in Würzburg!

Ulla Friedrich

Redaktioneller Hinweis: Seit dem Jahr 1995 werden Medizinstudenten aus den verschiedenen Staaten des ehemaligen Jugoslawiens im Rahmen des IPPNW-Programms „Bridges of Understanding“ nach Würzburg eingeladen, um dort eine einmonatige Famulatur in der Missionsärztlichen Klinik abzuleisten. Sie arbeiten in den verschiedenen Fachbereichen, wohnen gemeinsam im Haus St. Michael in der Nähe des Krankenhauses und werden von IPPNW-Medizinstudierenden betreut. Alljährlich findet zudem ein Netzwerk-Treffen auf dem Balkan statt. In diesem Jahr trafen sich die TeilnehmerInnen vom 15.-17. Mai 2015 in Sarajevo in Bosnien-Herzegowina. Ein Wochenende lang wurde diskutiert, es wurden Freundschaften gepflegt und Kontakte geknüpft. Eingeladen wurden die ehemaligen und zukünftigen Teilnehmer des Programms sowie die regionalen IPPNW-Mitglieder, ebenso deutsche Mitglieder der IPPNW und der Regionalgruppe Würzburg.