“Karibu!” – Tag eins des Weltkongresses in Kenia

Sally Ndung'u eröffnet den IPPNW-Weltkongress in Kenia

Sally Ndung’u eröffnet den IPPNW-Weltkongress in Kenia

Mombasa, 27.04.2023 |  Karibu!“ – so werden wir in Mombasa von den Kenianer*innen warm und gastfreundlich willkommen geheißen beim ersten IPPNW-Weltkongress auf dem afrikanischen Kontinent. Zuerst von Dr. Sally Ndung’u, der IPPNW Co-Präsidentin und Präsidentin des Kongresses, Dr. Peter Mburu von der IPPNW Kenia, der Studierendenvertreterin Angela Nambiro und schließlich dem Vertreter der kenianischen Imame, Sheik M. Abdillahi.

Disarmament, Climate and Health“ ist das Thema dieses Kongresses, der vor einer unwirklich schönen Kulisse stattfindet: Alles ist extrem grün. Wir befinden uns mitten in der Regenzeit. Manchmal prasselt der tropische Regen auf das Dach. Affen hüpfen durch die wunderbare Hotelanlage. Morgens bei Flut kann man im Indischen Ozean schwimmen. Das Hotel liegt direkt am Strand. Sobald man die Hotelanlage verlässt, wird man allerdings auch mit Armut und der sozialen Realität in Kenia konfrontiert.

Warum der Weltkongress in Afrika? Dr. Carlos Umana nennt zwei existentielle Gefahren: den Klimawandel und die nukleare Bedrohung. Afrika ist ein atomwaffenfreier Kontinent, dennoch ist Afrika wie alle Nicht-Atomwaffenstaaten durch die Atomwaffen bedroht. Die Auswirkungen dieser Waffen halten sich nicht an Ländergrenzen. Afrika ist am wenigsten verantwortlich für die Klimakrise und die nukleare Aufrüstung, aber von den Folgen gleich in mehrfacher Weise betroffen. „It is time for Africa to act. (…) Only those who think it is possible can make things happen“, erklärt Edwick Madzimure von WILPF ( Women’s International League For Peace and Freedom) Simbabwe.

Mittags gibt es einen Workshop von Laura Wunder zur Klimakrise aus der Sicht von Medical Peace Work, einen Workshop von Marion Birch zu Gesundheit und bewaffneten Konflikten sowie einen Workshop von Dr. Arun Mitra über Atomwaffen und Kleinwaffen und ihren negativen Einfluss auf Entwicklung und Gesundheit in Südasien.

Dr. Ira Helfand betont, dass die Gefahr eines Atomkrieges und die Klimakrise zusammen gedacht werden müssen. Er zeigt auf, wie sich die nukleare Bedrohung in den letzten Jahren mehrfach zugespitzt hat – schon seit vier Jahren durch die zunehmenden Spannungen zwischen USA und Russland, die aktuelle Eskalation im Ukraine-Krieg, sowie in den letzten Jahren mehrfach zwischen Indien und Pakistan, durch die Spannungen mit Nordkorea und gegenwärtig im Konflikt um Taiwan.

Ein heutiger Atomkrieg könne in seinen katastrophalen Auswirkungen mit den Bomben auf Hiroshima und Nagasaki nicht verglichen werden, so Helfand. Um einen Atomkrieg zu verhindern, müsse alles getan werden. Es läge an uns, welche Zukunft wir hätten. Es sei unser aller Pflicht, in der Öffentlichkeit den politischen Willen zur Abschaffung von Atomwaffen zu schaffen.“Let us take up this challenge.“ In einem eindringlichen Appell warnt Ira Helfand „If we don’t take action, the sooner or later atomic weapons will be used. () It is going to happen, if we don’t take the right action.“

Der Hibakusha Dr. Masao Tomonaga, der als Zweijähriger den Abwurf der Atombombe auf Nagasaki überlebt hat, hat sein Leben lang als Hämatologe zu den gesundheitlichen Folgen der Atombombenexplosion geforscht. Die Langzeitfolgen seien immer wieder unterschätzt worden. Auch nach 80 Jahren sei die Leukämierate nicht bei Null angekommen. Der Schilddrüsenkrebs steige weiter an. Auch nach 50 Jahren trete noch Hautkrebs neu auf. Schwere Depressionen gehören zu den psychischen Langzeitfolgen. In der letzten Zeit gebe es neue Forschungsergebnisse über die Bedeutung der Kontamination und Inkorporation mit Plutonium und die Krebsauslösung, so Tomonaga.

Wir müssen die Atomwaffen abschaffen, aber die Entwicklung im Ukraine-Krieg geht in eine andere Richtung.“ Und: „Wir müssen kämpfen!“, beendet er seine Präsentation schließlich mit erhobener Faust.

Mariem Galaaoui, internationale Medizinstudentenvertreterin aus Tunesien hat kein Visum für Kenia bekommen und ist per Video zugeschaltet. Sie sendet ein eindrucksvolles Statement zur nuklearen Abrüstung aus der laufenden Ambulanz, die im Hintergrund zu sehen ist.

Am Nachmittag finden wieder drei Workshops statt: Dr. Muchiri und Lakoma Lekalakala zum Übergang von fossiler zu erneuerbarer Energie in Afrika, Uranabbau und die Abbauindustrie, ebenso ein Workshop von Dr. Tomonaga zu den Lehren, die aus Hiroshima und Nagasaki zu ziehen sind, sowie ein Workshop von Dr. Alex Rosen zur Gewinnung neuer Mitglieder für die Atomwaffenarbeit durch Medical Peace Work.

Ein spannender, inspirierender erster Kongresstag! Zwischendurch gibt es immer genügend Zeit, sich bei einem Kaffee zusammenzusetzen und Kontakte zu knüpfen. Es ist wunderbar und sehr motivierend, Menschen aus allen Teilen der Welt kennenzulernen, die an unserem gemeinsamen Ziel einer friedlichen Welt ohne Atomwaffen arbeiten.

Fotos vom Kongress finden finden Sie hier: https://www.flickr.com/photos/198223945@N08

Ute Rippel-Lau ist Mitglied des Vorstands der deutschen IPPNW.

2 Gedanken zu „“Karibu!” – Tag eins des Weltkongresses in Kenia

  1. Es ist gut, dass der Kongress in Afrika stattfindet. Es erscheint mir aus der Ferne, dass die Menschen in Afrika neues politisches Selbstbewußtsein erringen. Was mir durch den Bericht mir fehlt, ist das Thema Versöhnung auch im Krieg und was wir als berufsbezogene Friedensorganisation beitragen können. Wir sind immer noch zu defensiv, wir haben was anzubieten, warum nutzen wir unsere Strukturen nicht genügend, umDiplomatie von unten in Gang zu setzen, sondern bei den Appellen bleiben. Ich hoffe, von diesem weltkongress werden dazu neue Impulse gesetzt. Elu

  2. Vielen Dank für den Rückblick auf die inspirierenden Beiträgen! Ich bedaure um so mehr, dass ich mir die Reise nicht mehr zugetraut habe. Leider war es nicht immer leicht, online zu folgen. Wird es Veröffentlichungen geben, z.B. vom Vortrag von Dr. Tomonaga?
    Ich bin gespannt auf den weiteren Verlauf
    Mit besten Grüßen
    Brigitte Majewski

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