Wie im Krieg

Israels Handlung war ein absolut rechtswidriger Angriff auf ein Hilfsschiff mit über 500 ZivilistInnen, ein Akt der Piraterie mit anschliessender Entführung. Wir haben von Anfang an gesagt: Wir wollen keine Gewalt, wir sind eine friedliche Mission und transportieren ausschliesslich zivile Güter. Wir wollten auf die Abriegelung des Gazastreifens durch Israel und die seit Jahrzehnten von der internationalen Staatengemeinschaft tolerierte menschliche Tragödie aufmerksam machen. Wir wollten den eingeschlossenen PalästinenserInnen Hoffnung geben. Wir hatten damit gerechnet, dass die Israelis unser Boot abdrängen, umleiten, aber nicht, dass das israelische Militär uns so brutal überfällt. Immerhin waren wir eine Delegation aus dreissig Nationen, darunter Personen des öffentlichen Lebens, Parlamentsabgeordnete, Friedensnobelpreisträgerinnen und Schriftsteller.

Es war noch Nacht und wir waren in internationalen Gewässern. Wir hörten Hubschrauber und Detonationen, israelische Elitesoldaten seilten sich von Hubschraubern auf das Schiff ab. Am Ende waren sechzehn von uns tot und über fünfzig verletzt, einige kämpfen noch immer um ihr Leben. Alle wurden mit Kabelbindern gefesselt und wir mussten uns an Deck in einer Reihe hinknien. Ich hatte sofort alles mit meiner Kamera gefilmt, wie auch andere von uns. Aber es wurde uns alles abgenommen. So gibt es nur Bilder aus israelischen Quellen. Es ist wie im Gazakrieg: Die Bilder-, Ton- und Berichtshoheit liegt bei der israelischen Regierung.