Atomenergie und Atomwaffen – unauflösbar verbunden

Xanthe Hall, IPPNW-Referentin für Atomwaffen und Internationales

Xanthe Hall, IPPNW-Referentin für Atomwaffen und Internationales

Die Welt von den nuklearen Fesseln befreien
von Xanthe Hall

Das atomare Zeitalter begann in Deutschland, daher haben wir eine besondere Verantwortung es zu beenden.

Die Glieder der nuklearen Kette
Man redet immer über Atomwaffen oder Atomenergie, die abzuschaffen sind. Aber sie sind nur die sichtbaren Produkte einer ganzen nuklearen Kette, die uns fesselt. Diese Kette richtet viel mehr Unheil an, als uns bewusst ist.

 

  • Am Anfang der Kette steht der Uranabbau – die gleiche Quelle für Atomenergie und Atomwaffen.
  • Danach folgt die Anreicherung. Zentrifugentechnologie erlaubt, Uran anzureichern und es ist nur eine Frage des Anreicherungsgrades, ob das Uran danach für die Stromherstellung oder für Bomben genutzt wird. Ob wir glauben oder nicht, dass das Land nur für zivile Zwecke anreichert, 100% sicher sein können wir uns nicht. Das bekannte Beispiel Iran zeigt uns, welche Rolle bereits vorhandene Spannung und Misstrauen hier spielen. Diese Mischung kann im schlimmsten Fall zum Krieg führen.
  • Als Nebenprodukt der Anreicherung werden Uranwaffen aus dem abgereicherten Uran produziert. Diese Waffen kamen bisher oft zum Einsatz – in Bosnien, Irak und Afghanistan – mit verheerenden Konsequenzen für die Gesundheit Menschen und die Umwelt.
  • Als Nächstes in der Kette kommt der Atomreaktor. Er produziert nicht nur Strom, sondern auch Plutonium,
  • das wiederum durch die Wiederaufarbeitung aus abgebrannten Elementen herausgetrennt wird.
  • Atomwaffen können entweder mit hochangereichertem Uran oder mit Plutonium gebaut werden.
  • Solange Atomwaffen existieren, können sie zum Einsatz kommen, entweder im Krieg – wie in Hiroshima und Nagasaki – oder bei den Atomtests.
  • Und am Ende der Kette bleibt der Atommüll oder der Fallout.

Unsere Fesseln
Alle diese Kettenglieder sind durch die radioaktive Strahlung gefährlich für Gesundheit und Umwelt. Alle Kettenglieder produzieren radioaktiven Müll oder Fallout, die über Hunderttausende von Jahren in der Umwelt verbleiben. Die nukleare Kette ist nicht emissionsfrei. Daher ist die Behauptung, dass die Atomenergie das Klima retten kann, eine Lüge.

Strahlung macht krank
Hiroshima, Tschernobyl, Semipalatinsk … ob Atombombenabwürfe, Atomunfälle oder oberirdische Atomtests – in den betroffenen Regionen zeigen sich überall ähnliche Krankheitsbilder je nach freigesetzten Radioisotopen: Schilddrüsenkrebs, verschiedene Karzinome, Darmkrebs, Lungenkrebs, Knochenkrebs, Leukämie (besonders bei Kindern), Leberkrebs, genetische Defekte und viele weitere Krankheiten.
Auch in Fukushima werden all diese Krankheiten als Langzeitfolgen der Strahlung verstärkt auftreten.

Unser Rezept
Der Abzug der US-Atomwaffen aus Deutschland ist zwar beschlossene Sache, erweist sich aber wegen Bündnisverpflichtungen gegenüber der NATO als schwierig umzusetzen. Auch der Ausstieg aus der Atomenergie ist beschlossen, dennoch reicht es nicht, nur Deutschland von Atomenergie zu befreien, da Strahlung an keiner Grenze haltmacht.
Daher schreibt die IPPNW ein holistisches Rezept: Es ist an der Zeit sowohl in internationalen Kategorien zu denken als auch sich mit der ganzen nuklearen Kette auseinanderzusetzen. Wir fordern daher:

  1. ein weltweites Verbot von Uranabbau. Die indigenen Völker leiden am meisten darunter, ihre Menschenrechte werden missachtet, ihre Umwelt zerstört. Das Uran soll in der Erde bleiben.
  2. Keine Atomtransporte mehr. Weder das Yellowcake von Niger, Australien oder Indien nach Europa noch unseren Müll von Deutschland nach Russland.
  3. Die Beendigung der Herstellung von spaltbaren Materialien. Und zwar nicht, wie von vielen Staaten gefordert wird, als so genanntes Cut-Off nur für Waffenzwecke, sondern auch für die zivile Nutzung. In Europa begrüßen wir die Entscheidung, Sellafield in Großbritannien zu schließen und fordern die Schließung von Le Hague.
  4. Der Atomteststoppvertrag soll endlich in Kraft treten. Neun Staaten blockieren ihn, darunter die USA und China.
  5. Ein Vertrag zur Ächtung und Abschaffung von Atomwaffen (Nuklearwaffenkonvention). Die Verhandlungen sollen jetzt beginnen! Macht bei der Kampagne atomwaffenfrei.jetzt mit, die sich an der internationalen Kampagne ICAN beteiligt.
  6. Wir brauchen eine globale Energiewende. Diese soll auf eine regionale Energieautonomie hinarbeiten. Denkt an die 3 E’s: Erneuerbare Energien, Energieeffizienz, Energiesparen, das ist der Weg nach vorne.

Energiepolitik ist Friedenspolitik – denn es gibt keine Kriege wegen der Sonne oder des Winds.

Xanthe Hall ist Referentin für Internationales und Atomwaffen bei der IPPNW

2 Gedanken zu „Atomenergie und Atomwaffen – unauflösbar verbunden

  1. Warum gibt es hier und bei der IPPNW insgesamt keinerlei Bezug zu den Erkenntnissen von Wade Allison im Buch “Radiation and Reason” von 2009? To download free the complete text of the book go to: http://www.radiationandreason.com/

    Audiatur et altera part!

    U. Hoegg, Arbeitsmediziner, München,

  2. Vielen Dank, es tut gut zu wissen, dass es noch genügend intelligente Menschen gibt, die für eine Energiepolitik des Friedens kämpfen!

    Danke Xanthe Hall
    Danke an IPPNW

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