Aktions- und Protestwochenende in Büchel

Bombenballett in Büchel 2019. Foto: Ralf Schlesener

Bombenballett in Büchel 2019. Foto: Ralf Schlesener

Auch dieses Jahr kamen am ersten Juliwochenende zahlreiche Friedensaktivist*innen am Militärstützpunkt Büchel in der Eifel zusammen, um im Rahmen des Aktionsfestivals für ein atomwaffenfreies Deutschland zu demonstrieren. Die knapp 120 Teilnehmer*innen erwartete ein buntes Programm aus verschiedenen Workshops, Konzerten und viel Zeit für den Austausch. Unter ihnen befanden sich viele altbekannte Gesichter. Das Festival zog aber auch viele junge Menschen an. Neben den zahlreichen Studierenden sorgte auch die zehnköpfige Delegation der US-Friedensbewegung, für eine bunte, internationale Mischung im Camp.

Bei bestem Wetter reisten bereits Freitagnachmittag viele Campteilnehmer*innen an und nahmen an Mahnwachen vor dem Militärstützpunkt teil. Neben der IPPNW-Vorstandssitzung und der ICAN-Mitgliederversammlung, war Samstag dann ein breites Spektrum an Workshops und Konzerten geboten. Vor allem die Vorbereitungen für das Bombenballett am Sonntag, bei dem 20 maßstabsgetreu nachgebaute Atomwaffen vorgeführt werden und somit das „Bombengeheimnis“ lüften sollten, waren gut besucht. Auch in dem Theaterworkshop mit der japanischen Schauspielerin Hara Sachiko und dem Gesangs-Workshop mit Nicole Mercier wurden interessante Programmbeiträge für Sonntag vorbereitet. Außerdem erarbeitete eine weitere Gruppe Argumente, die man in einer Diskussion mit Atomwaffenbefürwortern nutzen und überzeugend einsetzen kann.
Auch die kurzen Regenschauer am Samstagabend konnten die Stimmung im Camp nicht dämpfen und nach dem Abendessen sorgten die Bands In Songmaker und José Reyes auf dem Festivalgelände für Unterhaltung.

Bereits Sonntagmorgen füllte sich das Gelände am Haupttor des Militärstützpunktes mit bunten Bannern und Fahnen und zahlreichen gut gelaunten Besucher*innen. Der ökumenische Gottesdienst mit Margot Käßmann, der in Zusammenarbeit mit der christlichen Friedensbewegung organisiert worden war, war einer der zentralen Programmpunkte, der knapp tausend Friedensbewegte und Aktivist*innen an diesem Sonntag, dem zweiten „Geburtstag“ des Vertrags zum Verbot von Atomwaffen nach Büchel brachte. Laut Inga Blum (IPPNW), ist dieser Vertrag ein Beweis für die „unaufhaltsame Kraft des humanitären Arguments“ in der Diskussion zur Abschaffung von Atomwaffen. In ihrer Rede wies sie darauf hin, dass das öffentliche Interesse im Bereich der Abrüstung in den letzten Jahren deutlich gesunken ist, die existentielle Bedrohung dieser Waffen jedoch weiterhin besteht. Sie rief dazu auf, sich im Kampf gegen Atomwaffen nicht lähmen zu lassen. „Wir müssen uns bewusst machen, dass dies [die atomare Zukunft] eine Zukunft ist, die sein kann, aber nicht sein muss. Wir haben es in der Hand. I CAN. WE CAN.“

Neben dieser und weiteren Reden, der Theateraufführung des Hiroshima-Gedichts von Hara Sachiko und der musikalischen Gestaltung durch Bands aus der Region, bildete das Bombenballett einen Höhepunkt des kulturellen Programms. Die 20 Attrappen wurden von zahlreichen Campteilnehmer*innen in Szene gesetzt, durch die Reihen getragen und zum Schluss wurde ihnen die Luft entlassen. Durch die Inszenierung wurden das Ausmaß und die Größe dieser Bomben, deren echte Gegenstücke nur einige Meter entfernt gelagert sind, um einiges greifbarer.

Blockade des Militärstützpunktes

Für die Campteilnehmer*innen, die ihre Rucksäcke und Zelte nicht bereits am Sonntagabend zusammenpackten, sondern bis Montag in Büchel blieben, waren die Blockade- und Protestaktionen am Montagmorgen der krönende Abschluss des Aktionswochenendes. Knapp 30 Aktivist*innen blockierten am Montagmorgen ab 8 Uhr die drei Zufahrtstore des Fliegerhorstes. Während zwei der drei Blockaden im Laufe des Vormittags von der Polizei aufgelöst wurden, blockierte die Gruppe am Haupttor knapp fünf Stunden und löste sich gegen 13 Uhr von selbst auf. Die Aktion verlief gewaltfrei und ohne Inhaftierungen.

Rückblickend gesehen war es nicht nur das vielfältige Programm des Wochenendes – es waren vor allem die Teilnehmer*innen, ihre Geschichten und unterschiedlichen Hintergründe, die das Wochenende zu einer spannenden Erfahrung machten. Die zahlreichen Gründe, die die Aktivist*innen nach Büchel brachten und ihr Elan wirkten inspirierend und ansteckend. Und auch wenn die Campingsachen bereits wieder in der Schublade verstaut sind, der Schlafmangel aufgeholt wurde und sich die Aufregung wieder gelegt hat, hoffe ich doch, dass genau diese Inspiration von Büchel noch eine ganze Weile anhält.

Wer sich ausführlicher zu den Themen „Atomwaffen“ und „Militärstützpunkt in Büchel“ informieren möchte, findet auf den Webseiten von ICAN und atomwaffenfrei spannende Artikel und Beiträge.
https://www.icanw.de/
http://www.atomwaffenfrei.de/

Katharina Kohler ist Studentin des Bachelorstudiengangs „Internationale Beziehungen“ und derzeit Praktikantin in der Geschäftsstelle der IPPNW in Berlin.