70 Jahre Hiroshima und Nagasaki: BerlinerInnen lassen die Friedensglocke erklingen

Gedenkveranstaltung zum 70.  Jahrestag der Atombombenabwürfe auf Hiroshima/Nagasaki Volkspark Friedrichshain, (Foto: IPPNW)

Gedenkveranstaltung zum 70. Jahrestag der Atombombenabwürfe auf Hiroshima/Nagasaki Volkspark Friedrichshain, (Foto: IPPNW)

„Die weltweiten Schrecken der vierziger Jahre scheinen vergessen.
Der Regen von gestern macht uns nicht nass sagen viele.“
Das Gedächtnis der Menschheit, Bertolt Brecht

Einige macht er doch noch nass, der Regen von gestern, und deshalb folgten am 70. Jahrestag der Atombombenabwürfe über Hiroshima und Nagasaki mehr als 200 Menschen der Einladung der Friedensglockengesellschaft Berlin und der IPPNW zur Gedenkveranstaltung „Hiroshima  & Nagasaki mahnen zu Frieden & Abrüstung“ an der Friedensglocke im Volkspark Friedrichshain. Idyllisch am Großen Teich gelegen, ist der Glockentempel mit Kranichen geschmückt, ein so passender Ort, um sich zum Gedenken zu versammeln.

In ihrem Grußwort betont die Bezirksbürgermeisterin für Friedrichshain-Kreuzberg Monika Herrmann (Grüne) die Wichtigkeit von Gedenkveranstaltungen wie dieser; allerdings erinnert sie daran, dass es notwendig sei, neben dem Gedenken auch die Lehren aus vergangenen Fehlern zu ziehen, um die Gegenwart zu verbessern. Unter Applaus erklärt sie Widerstand zur BürgerInnenpflicht. Dabei bezieht sie sich auch auf ein anderes dringliches Thema: Es sei nicht nur die Pflicht jeder/s Einzelnen, diejenigen, die aufgrund von Kriegen Zuflucht in Deutschland suchen, herzlich aufzunehmen, sondern es müsse jeder/m eine Herzensangelegenheit sein.

Ein ganz besonderes Grußwort, das des Bürgermeisters der Stadt Hiroshima und Präsidenten der Mayors for Peace, Kazumi Matsui, verlas Jens-Peter Steffen, IPPNW-Referent für Friedenspolitik. Alle Menschen müssen gemeinsam gegen das absolut Böse der Atomwaffen aufstehen und sich gemeinsam für eine friedliche Welt einsetzen, übermittelte Kazumi Matsui.

Alex Rosen, Vorstandsmitglied der IPPNW, gedachte in seiner Rede nicht nur der unmittelbaren Opfer der Katastrophen von Hiroshima und Nagasaki – allen Opfern der Nuklearen Kette sei ein Platz im Gedenken einzuräumen. Obwohl wir heutzutage wüssten, welche Zerstörungskraft Atombomben haben und um die Folgen wissen, also Hungersnöte, den Nuklearen Winter, Temperaturabfall und die Auslöschung des Sonnenlichts, mache sich keine Empörung breit. Mit einem „Empört Euch!“ ruft Rosen die ZuhörerInnen an diesem Tag auf, sich aktiv für die Abschaffung von Atomwaffen einzusetzen, damit die Welt den Blick nach vorn – in eine Welt ohne Atomwaffen – wenden kann. Denn das seien wir den Opfern schuldig.

Gleich zweimal wird das so treffend formulierte Gedicht „Das Gedächtnis der Menschheit“ von Bertolt Brecht rezitiert – einmal von Anja Mewes von der Friedensglockengesellschaft, außerdem von Renate Richter-Wekwerth vom Deutschen Friedensrat.

Die Redebeiträge wechseln sich ab mit Musik – der IG Peng-Chor und das Duo Mai Linh Dang/ Joy Masala bringen die musikalischen Beiträge dar. Besonders ein von Mai Linh Dang selbst verfasstes deutsch-japanisches Lied stößt auf Begeisterung aus dem Publikum.

Zum Abschluss der Gedenkfeier dürfen alle TeilnehmerInnen die Friedensglocke erklingen lassen und haben die Gelegenheit, in Stille der Opfer der Atombomben zu gedenken. Damit endete diese Gedenkveranstaltung, die trotz der heißen Temperaturen eine der meist besuchten der letzten zehn Jahre ist und so zeigte, dass sie noch nicht vergessen sind, sowohl die Schrecken der vierziger Jahre, als auch die Missstände unserer heutigen Zeit.

Ava Matheis studiert Orientwissenschaft und Friedens- und Konfliktforschung an der Uni Marburg. Derzeit ist sie Praktikantin bei der IPPNW in Berlin.