“We are not just starting, we are rather on the last sprint”

Dr. Lars Pohlmeier, Europäischer Vizepräsident der IPPNW

Dr. Lars Pohlmeier, Europäischer Vizepräsident der IPPNW

Die humanitäre Frage ist zentral in der Debatte um die Abschaffung der Atomwaffen. Es war nicht etwa einer der 120 Teilnehmer aus aller Welt vom ICAN-Treffen in Hiroshima, der diese These vertrat. Vielmehr eröffnete Snofrid Byrlokken Emterud als Vertreterin der Regierung Norwegens mit dieser Überzeugung die Veranstaltung.

ICAN – die „International Campaign to Abolish Nuclear Weapons“, die seit 2006 eines der zentralen Anliegen der IPPNW ist, hat sich längst über die Grenzen der IPPNW hinweg entwickelt. In Deutschland unter dem Namen „atomwaffenfrei.jetzt“ aktiv, will ICAN international eine breite Öffentlichkeit schaffen, um Regierungen in den Prozess zur Abschaffung der Atomwaffen einzubinden. ICAN, ein Baby der IPPNW, wird erwachsen.

Der deutschstämmige Australier Tilman Ruff, Vorsitzender von ICAN, berichtete über die Erfolge von ICAN. Exemplarisch nannte er unter anderem den von UN-Generalsekretär Ban-Ki Moon initiierten 5-Punkte-Plan, der die von der IPPNW mitinitiierte Forderung einer Atomwaffenkonvention als eine seiner Prioritäten betrachtet.

Rebecca Johnson aus England, internationale Atomwaffen-Expertin, hält Deutschland  angesichts der Atomwaffenstationierung in Büchel und seines internationalen Einflusses, auch weiterhin für eines der zentralen Länder im Kampf für eine atomwaffenfreie Welt. Eine Initiative, die von der deutschen Bundesregierung getragen wird, wäre enorm wichtig.

Insgesamt aber stand die Debatte um die Perspektive von ICAN in Asien im Mittelpunkt des Tages, an der Aktivisten aus u.a. den Philippinen, Australien, Indien und Japan teilnahmen. ICAN erreicht mit seinen oft internetbasierten Informationen ein junges Publikum. Eines der konkreten Ergebnisse: ein Paper-Crane-Projekt.ICAN International Campaigners Meeting, Hiroshima 2012, © ICAN Schüler aus Hiroshima haben in Erinnerung an die Atombombenabwürfe in Hiroshima und Nagasaki Papier-Kraniche gefaltet, die allen internationalen Teilnehmern mitgegeben werden, um sie den jeweiligen Regierungschefs zu überreichen. Ziel könnte sein, für die von der norwegischen Regierung geplante Konferenz im März 2013 in Oslo über die humanitären Folgen eines Atomwaffeneinsatzes zu werben und damit Druck zu machen für konkrete atomare Abrüstungsschritte.

Atomare Anrüstung – ist es ein langer Weg dahin? Für ICAN-Co-Chair Rebecca Johnson aus England war die Erinnerung an die Olympiade noch frisch und Grund für diese Metapher: „We are not just starting, we are rather on the last sprint.“ Atomare Abrüstung bleibt nicht nur notwendig, sondern immer noch kurzfristig erreichbar.

Mit besten Grüßen aus einem extrem schwülen Hiroshima.

Lars Pohlmeier