Pünktlich zum Kampagnenstart von „Büchel ist überall – atomwaffenfrei.jetzt“ begann am 26. März 2016 vor dem Atomwaffenstandort Büchel mit der Eröffnung der Friedenswiese am Haupttor des Fliegerhorstes die diesjährige 20-wöchige Dauerpräsenz. Vor sechs Jahren bekräftigte der Deutsche Bundestag den Willen von über 85 Prozent der Bevölkerung, dass alle Atomwaffen von deutschem Boden abgezogen und auf keinen Fall neue Atomwaffen stationiert werden sollte. Die Bundesregierung fährt allerdings einen gegensätzlichen politischen Kurs.
Ein überdimensioniertes Plakatschild, von der viel befahrenen Bundesstraße in der Nähe gut einsehbar, erinnert alle dort einfahrende Soldaten, Beschäftigten, aber auch Besucher und Touristen, dass hier noch 20 Atomwaffen lagern. Diese müssen ersatzlos abgezogen werden, wenn wir eine Zukunft haben wollen.
Es ist noch kalt, der Frühling lässt in dieser Höhe auf sich warten. Der Ostermarsch, an dem 120 Friedensbewegte tapfer teilnahmen, endete wegen eines dichten Dauerregens für jeden sehr nass. Die Stimmung war trotzdem gut, es war ein Treffen von AtomwaffengegnerInnen aus der Region. Ich persönlich stieß, vom Rostocker und Hamburger Ostermarsch kommend, am Abend dazu.
Zu dritt, manchmal auch zu viert setzten wir zunächst die Mahnwachen an jedem Nachmittag dieser Woche zwischen 14.00 Uhr und 17.00 Uhr fort, um auf das Unrecht, das durch die Existenz von Atomwaffen täglich begangen wird, aufmerksam zu machen. Dazu gehören nicht nur Atomwaffen selbst, sondern alle assoziierten Industrien, wie der Uranbergbau. Dieser wird zu menschenunwürdigen Bedingungen zumeist in Dritte-Welt-Staaten betrieben. Außerdem üben die Piloten dieses Fliegerhorstes im Rahmen der völkerrechtswidrigen atomaren Teilhabe nicht nur im Rahmen der NATO den Abwurf von Atomwaffen, sondern beteiligen sich aktuell am Syrieneinsatz der Bundeswehr. Häufig donnerten in dieser Zeit mit ohrenbetäubenden Lärm die Tornados direkt über uns hinweg. Für mich wird Krieg so ein Stück erfahrbarer.
Die übrige Zeit verbrachten wir mit Vorbereitungen und Planungen für den „Ansturm“ von aktiven BesucherInnen in diesem Jahr. Die Friedenswiese wurde von Müll befreit, ein Zaun zum Nachbargrundstück musste gezogen werden (eine Auflage des Besitzers, der uns dieses Grundstück kostenlos überlassen hat,) geeignete Plätze zum Campen für die besonders Aktiven musste ausgesucht werden.
Am Freitag, dem 1. April, haben wir das erste Symbol auf die Friedenswiese gesetzt: Wir haben einen kleinen Apfelbaum gepflanzt, Früchte des Lebens statt tödlicher Atomwaffen. Entsprechend den 20 Atomwaffen haben wir obendrein 20 Stiefmütterchen als eine der ersten Blumen, die bis in den Spätsommer bei entsprechender Pflege ihre Pracht entfalten, um diesen Baum gepflanzt. Wir hoffen, dass andere Gruppen und Einzelpersonen im Laufe der nächsten 19 Wochen diese Wiese noch bunter und attraktiver machen. Der etwas hässliche Zaun zum Nachbargrundstück dient hervorragend zum Anbringen von selbst angefertigten Transparenten, Bilder und andere Botschaften. Unser IPPNW-Banner hängt schon dort.
Nun hoffen wir, wenn es jetzt wärmer wird, dass viele AktivistInnen für Stunden, Tage oder gar eine Woche kommen, um ihren Forderungen für einen Abzug der Atomwaffen Nachdruck zu verleihen. Bisher haben etwa 20 Gruppen ihr Kommen zugesagt, allerdings gibt es noch viele zeitliche Lücken, die man allein oder zu zweit, als Freundeskreis, als politische Gruppe, als Regionalgruppe oder als gesamte Organisation ausfüllen kann. Ob es nun eine Mahnwache ist oder eine Aktion des zivilen Ungehorsams, ob es eine Fahrradumrundung, eine Sternfahrt, ein Friedensspaziergang, eine Geburtstagsfeier im Grünen oder nur ein Treffen von Freundinnen und Freunden ist – für viele bunte Aktivitäten ist dort Raum und Platz. Bringt etwas mit für die Friedenswiese, ein Symbol, ein Transparent für den Zaun, ein Bild, Pflanzen, Samen, einen Baum, einen Stein oder sonstiges Typisches aus Euren Heimatorten.
Nach Eurer Rückkehr könnt Ihr davon berichten – öffentlich oder nicht öffentlich – und weitere Menschen animieren, auch nach Büchel zu kommen. Ihr könnt auch die Selbstverpflichtung oder die Solidaritätserklärung unterschreiben, um zu unterstreichen, dass die Kampagne „Büchel ist überall – atomwaffenfrei.jetzt“ wächst und immer größeren Druck auf die Bundesregierung zur Umkehr in der Atomwaffenpolitik erzeugt. „Wo viele kleine Leute kleine Schritte tun, können sie das Gesicht der Welt verändern.“
Als IPPNW-Mitglied bin ich persönlich vom 14.-17. April, vom 2.-5. und 23.-28. Mai, vom 23. Juni – 3. Juli (IPPNW/ICAN-Woche) und vom 13.-17. Juli vor Ort in Büchel, bin Euer Ansprechpartner, gebe Informationen weiter und kann Euch in Euren Protestaktivitäten beraten. Ich würde mich freuen, wenn möglichst viele IPPNWlerInnen Gebrauch von dieser Möglichkeit machen. Schließlich sind die Atomwaffen das Urthema in unserer Friedensorganisation.
Weitere Informationen erhaltet Ihr über www.buechel-atombombenfrei.de oder www.atomwaffenfrei.de (offizielle Homepage der Kampagne „Büchel ist überall – atomwaffenfrei.jetzt). Gerne dürft Ihr mich auch anschreiben: iskenius@ippnw.de.
Ernst-Ludwig Iskenius ist IPPNW-Mitglied und setzt sich für den Abzug der Atomwaffen aus Büchel ein.
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