Risiken und Nebenwirkungen der Abschiebepolitik

Demonstration gegen Abschiebungen nach Afghanistan am 14.12.2016 am Frankfurter Flughafen. Foto: IPPNW

Demonstration gegen Abschiebungen nach Afghanistan am 14.12.2016 am Frankfurter Flughafen. Foto: IPPNW

Als Ärztinnen und Ärzte, Therapeutinnen und Therapeuten, die schutzsuchende Menschen begleiten und behandeln, erfahren wir täglich von ihren schrecklichen Erlebnissen, die sie zur Flucht veranlasst haben. Wir spüren ihre Angst, wenn sie von Abschiebungen in ihr Herkunftsland hören. Wir spüren die Panik, die sie erfasst, wenn ihnen selbst die Abschiebung angedroht wird. Aus eigener Anschauung wissen wir, dass gewaltsame Abschiebungen schwere Traumata auslösen und bei schon traumatisierten Menschen Reaktualisierungen mit gefährlichen seelischen Folgen hervorrufen.

Weiterlesen

Ein trauriger Nachmittag am Flughafen

Demonstration gegen Abschiebungen nach Afghanistan am 14.12.2016 am Frankfurter Flughafen. Foto: IPPNW

Demonstration gegen Abschiebungen nach Afghanistan am 14.12.2016 am Frankfurter Flughafen. Foto: IPPNW

Den ganzen Tag waberte es durch die Nachrichten, die erste Massenabschiebung nach Afghanistan sollte heute passieren. Wann? Wo? Alles etwas unklar; es gibt viele Gerüchte. Am Nachmittag kam dann die Nachricht, es sollte der Frankfurter Flughafen sein, 18:40 Abflug, Demo um 17:30 Uhr im Terminal 1, Halle B. Der Frankfurter Flughafen wurde sicher mit Bedacht ausgewählt, ist er als der größte deutsche Flughafen doch so riesig und so unübersichtlich, dass die normalen DemonstrantInnen  keine Chance haben, einen Blick auf die „Abschüblinge“ wie diese Menschen so zynisch genannt werden, geschweige denn auf das Flugzeug zu erhaschen. Aktionen um eine Abschiebung tatsächlich zu verzögern oder gar zu verhindern, sind in diesem Flughafen schlicht unmöglich. Weiterlesen

Niemand flieht aus freien Stücken

Die syrische Geflüchtete Asmaa drückt ihr sechs Monate altes Baby an sich. Sie floh mit ihrer Familie aus ihrem Zuhause in der Nähe von Damaskus und reiste durch Libanon und die Türkei, bevor sie über das Meer nach Griechenland übersetzte. Als das Boot zu sinken drohte, warfen die Passagiere alles über Bord. Die Familie verlor ihr sämtliches Hab und Gut einschließlich ihrer Pässe. © UNHCR/Ivor Prickett

Die syrische Geflüchtete Asmaa drückt ihr sechs Monate altes Baby an sich. Sie floh mit ihrer Familie aus ihrem Zuhause in der Nähe von Damaskus und reiste durch Libanon und die Türkei, bevor sie über das Meer nach Griechenland übersetzte. Als das Boot zu sinken drohte, warfen die Passagiere alles über Bord. Die Familie verlor ihr sämtliches Hab und Gut einschließlich ihrer Pässe. © UNHCR/Ivor Prickett

Es ist gut und ein ermutigendes Zeichen, dass so viele Menschen, gerade auch Ärztinnen und Ärzte sich bereitwillig und spontan an Hilfsaktionen für die Hunderttausenden von Menschen beteiligen, die vor Zerstörung und Not in ihrer Heimat nach Europa und zu uns nach Deutschland geflohen sind. „Hilfsbereitschaft“, gelebte Humanität sind vielleicht die besseren Begriffe hierfür, als die etwas seltsam anmutende „Willkommenskultur“, die ja regierungsamtlich möglicherweise schon recht bald wieder von einer Abschiebungs-Unkultur abgelöst werden wird – Gesetzesverschärfungen sind bereits auf den Weg gebracht, und der Menschlichkeit sollen in Deutschland  rigide Obergrenzen gesetzt werden.

Weiterlesen

Wege zum Frieden in Afghanistan

Friedenskongress „Stoppt den Krieg – Wege zum Frieden in Afghanistan“ 2012 in Bonn, © Netzwerk Friedenskooperative

Mehr als 250 TeilnehmerInnen, die Hälfte davon Afghaninnen und Afghanen, erörterten am 13. und 14. Oktober für eineinhalb Tage auf dem Friedenskongress „Stoppt den Krieg – Wege zum Frieden in Afghanistan“ im LVR-Museum Bonn die Möglichkeiten eines nachhaltigen Friedens in dem Land. Sehr unterschiedliche Gruppen des afghanischen Exils trafen sich mit Vertretern der deutschen Friedensbewegung und Besuchern aus Afghanistan selbst. Für die Veranstalter, ein Zusammenschluss aus Afghaninnen und Afghanen als auch aus VertreterInnen der deutschen Friedensbewegung, liegt der Erfolg des Kongresses zuallererst in der toleranten Nutzung des erstmaligen Angebots einer Plattform für einen offenen Meinungsaustausch. Es ist für die Menschen in einem Land im Krieg nicht selbstverständlich, dass sich politisch sehr unterschiedliche afghanische Exilfraktionen mit Afghaninnen und Afghanen direkt aus der Heimat und Engagierten der deutschen Friedensbewegung in einer freundschaftlichen Atmosphäre austauschen. Weiterlesen