Ostergrüße aus Diyarbakir

St. Giragos-Kirche Diyarbakir (St. George), Foto: Adam Jones / CC BY 2.0

St. Giragos-Kirche Diyarbakir (St. George), Foto: Adam Jones / CC BY 2.0

Am Karfreitag, dem 2. April 2021 treffen wir uns mit Dara, die als Anthropologin von der BDP/HDP*-Stadtverwaltung eingestellt wurde, um die multiethnisch, multireligiöse Geschichte der Region mit aufzuarbeiten. Als Armenierin sollte ihr Augenmerk dabei auch den christlichen Minderheiten gelten. Dara berichtet, dass seit der Zerstörung der historischen Altstadt und der Zwangsverwaltung keine solche Arbeit mehr stattfinde. Auch Tourist*innen gäbe es nicht mehr wegen der Propaganda, kurdische Städte seien gefährlich. So sei sie nach der ersten Degradierung als Anlaufstelle in der Touristen-Info, wo sie sich einsam und auf dem Präsentierteller fühlte, noch weiter degradiert worden. Sie friste ihre Zeit nun als Wegweiserin im Eingang des Bürgermeisteramtes. Obwohl sie einen Hochschulabschluss und Berufserfahrung habe, verdiene ihr jetziger staatstreuer neuer Vorgesetzter ohne akademische Ausbildung mehr. Weiterlesen

Vor 100 Jahren: Genozid an den Armeniern in Südostanatolien

Der Wiederaufbau der Armenischen Kirche in Diyarbakir. Foto: Gisela Penteker/IPPNW

Der Wiederaufbau der Armenischen Kirche in Diyarbakir. Foto: Gisela Penteker/IPPNW

Die neu aufgebaute armenische Kirche in Diyarbakir war früher Bischofssitz. Im kommenden Monat wird sie sie ein Zentrum des Gedenkens sein, denn vor hundert Jahren fand der Genozid an den Armeniern statt. Am 24. April 2015 sollen in den Büros der Menschenrechtsvereine (İnsan Hakları Derneği, IHD) in der ganzen Republik Pressekonferenzen zur Erinnerung an den Völkermord abgehalten werden.

Wir sprechen mit Abdulgarfur Türkay, kurz: Garfur, Vorstandsmitglied der Stiftung armenische Kirche in Istanbul. Garfur lebt in Ankara und erklärt uns, dass Anfang des 19. Jahrhunderts drei Millionen Armenier in der Region lebten, etwa 20% der damaligen Bevölkerung. Weiterlesen

Von Van nach Hakkari: Die Hängebrücke über den Zap

Hängebrücke über den Fluß Zap

Die Hängebrücke über den Fluß Zap. Foto: IPPNW

Auf unserer Fahrt von Van nach Hakkari am 17. März passierten wir eine Hängebrücke über den Fluß Zap, der eine tiefe Schlucht in die Berge gegraben hat. Unser Teilnehmer Emin Kömür erzählte uns die Geschichte dieser Brücke: Sie beginnt mit einem Gedicht von Ahmed Arif. Das Gedicht beschreibt die Ungerechtigkeiten in der südostanatolischen Bergregion. Mangels Brücken sind Frauen und Kinder der Bergdörfer von der Infrastruktur abgeschnitten. Kranke, Schwangere und Kinder sterben, weil sie den Zap nicht überqueren können. Das Gedicht endet mit dem Ruf: “Mach was! Wo bist Du, Ankara?” 1966 haben drei Bauingenieur-Studenten in Ankara beschlossen, den Aufruf umzusetzen. Deniz Gezmic war der Initiator, seine Freunde hießen Hüseyin Inan und Yusuf Arslan. Die drei jungen Männer wurden am 6. Mai 1971 durch Erhängen hingerichtet. Ihnen wurde ein Umsturzversuch vorgeworfen. Weiterlesen