Informationsreise in den Nordirak, nach Nordostsyrien und in die Südosttürkei

Foto: Marlene Pfaffenzeller

Foto: Marlene Pfaffenzeller

Nach meinem Besuch der überwiegend von Jesiden bewohnten Flüchtlingslager in Silopi und Diyarbakir im vergangenen Jahr wollte ich in diese Region zurückkehren, um mich über die aktuelle Situation und über sinnvolle Unterstützungsmöglichkeiten der in der Krisenregion lebenden Menschen zu informieren. Informationen zur komplexen politischen Lage, wie sie sich mir durch Gespräche mit verschiedenen Menschen vor Ort dargestellt hat, möchte ich meinem Reisebericht voranstellen:

Irak
In den kurdischen Autonomiegebieten im Nord-Irak ist noch die KDP (Kurdische Demokratische Partei) mit dem Präsidenten Barsani an der Macht. Neuwahlen sind überfällig, die PUK (Patriotische Union Kurdistans) vom Stammesfürsten Talabani hat wahrscheinlich schlechte Chancen. Dschalal Talabani sei in einem gesundheitlich schlechten Zustand, angeblich soll er im Rollstuhl sitzen. Weiterlesen

Verloren und hoffnungslos: Eindrücke aus einem jesidischen Flüchtlingslager

Das Flüchtlinkscamp Findikli. Foto: IPPNW

Im Flüchtlinkscamp Findikli bei Diyarbakir harren 3.750 Flüchtlinge seit acht Monaten aus. Foto: Sigrid Ebritsch / IPPNW

Sigrid Ebritsch

Auf unserem Weg zum Newroz-Fest nach Diyarbakir sehen wir ca. 15 km vor der Stadt Reihen von grau-weißen Zelten. Es ist das Camp Findikli, wo 3.750 jesidische Flüchtlinge aus Sindschar im Nordirak seit acht Monaten ausharren. Die Ärztekammer von Diyarbakir ermöglicht es uns, das Camp zu besuchen. Für den türkischen Staat gelten sie als Illegale. Deshalb erhalten sie keinen Flüchtlingsstatus. Im Unterschied zu den Flüchtlingen aus Syrien erhalten die Jesiden aus dem Nordirak keinen legalen Aufenthalt. Abgeschoben werden sie auch nicht. Der türkische Staat ignoriert sie. Dadurch gibt es auch keine internationale Hilfe. Weiterlesen

Hilfe für jesidische Waisen

Nora Kizilhan im Flüchtlingscamp Xanki

Nora Kizilhan im Flüchtlingscamp Xanki

Wir, zwei Schwestern aus Berlin und Detmold haben uns auf den Weg in den Nordirak gemacht, nach Dohuk, das in der kurdischen Autonomieregion liegt. Seit Anfang August, als die Bilder über die ethnische Säuberung der Jesiden in Sengal um die Welt gingen, lassen uns diese Eindrücke nicht mehr los. Wir selbst sind jesidischer Abstammung, aber wir sind in Deutschland aufgewachsen und fühlen uns als Deutsche. Die Bilder, das unendliche Leid unserer Verwandten im Irak, die wir meist noch gar nicht persönlich kennen, verfolgt uns. Deshalb haben wir uns entschlossen, etwas zu tun. Weiterlesen

Schritte zum Frieden müssen schon im Krieg beginnen

Ein Kind im nicht offiziellen Flüchtlingscamp Xanki. Der yezidische Großgrundbesitzer Ali Ezid hatte sein Feld zur Verfügung gestellt und kümmert sich laufend um die Angelegenheiten der Flüchtlinge.

Ein Kind im nicht offiziellen Flüchtlingscamp Xanki. Der yezidische Großgrundbesitzer Ali Ezid hatte sein Feld zur Verfügung gestellt und kümmert sich laufend um die Angelegenheiten der Flüchtlinge. Foto: Sakine Kizilhan

„Wir müssen die Flüchtlinge hier im Nordirak über den Winter bringen“, sagen übereinstimmend alle Mitarbeiter in den zahlreichen Flüchtlingscamps um die kurdischen Städte Dohuk und Erbil. Es fehlt an winterfesten Zelten, Matratzen, Decken, warmer Kleidung und hygienischen Einrichtungen wie Toiletten und Duschen. „Wenn wir das nicht schaffen, werden die Menschen in den kalten Wintermonaten schwer erkranken, besonders die Kleinkinder“, erklärt Dr. Naram, eine Gynäkologin, die regelmäßig Flüchtlingslager besucht. Die Zahl der seit dem 10. Juni 2014 (Einnahme von Mossul durch die ISIS) vertriebenen Flüchtlinge wird in dem Bericht des Rates der Assyrer in Europa auf insgesamt 900.000 geschätzt, es handelt sich um Christen und andere Vertriebene aus Mossul, Binnenflüchtlinge aus der Ninive-Ebene sowie Yeziden und Turkmenen aus Sengal, Zummar und Tel-Afar. Weiterlesen