HelferInnen unter Beschuss: Zu Gast bei der Gesundheitsgewerkschaft SES

Die IPPNW-Delegation zu Gast bei der Gesundheitsgewerkschaft SES. Foto: privat

Die IPPNW-Delegation zu Gast bei der Gesundheitsgewerkschaft SES. Foto: privat

Wir besuchten die Gesundheitsgewerkschaft SES in Diyarbakir, wo wir mit der Vorsitzenden Selma Atabey, dem Covorsitzenden Ramazan Kaval und dem juritischen Berater Ercan Dönmez sprachen. Auch hier sind die Ausgangssperren und der Krieg das Hauptthema. Anhand von Beispielen machen die Drei deutlich, wie Gesundheitspersonal durch die türkischen Behörden bei der Arbeit behindert wird:

In Lice wurde ein Mann angeschossen und ins Krankenhaus gebracht. Das Personal des Krankenhauses wurde in einen Raum gesperrt und durfte den Mann nicht behandeln. Wenn es verletzte  Menschen aus den gesperrten Gebieten behandeln, wird es beschuldigt, Terroristen zu unterstützen.
Einige Mitglieder der SES wohnten in den gesperrten Zonen. Bei der Hilfe für verletzte Nachbarn wurden drei von ihnen getötet. Weiterlesen

Viransehir: Das Militär ist allgegenwärtig

Die Delegation trifft Emrullah Cin in Viransehir. Foto: privat

Die Delegation trifft Emrullah Cin in Viransehir. Foto: privat

Wegen der schwierigen Sicherheitslage beschließen wir, nicht an der großen Newroz-Feier in Diyarbakir teilzunehmen, sondern nach Viransehir zu fahren, wo wir Gelegenheit haben, einen langjährigen Gesprächspartner zu treffen. Der Oberbürgermeister Emrullah Cin empfängt uns in seinen Amtsräumen.
„Die AKP ist keine Partei oder Regierung mehr: Die AKP ist der Staat“, beginnt er seine Beschreibung der jetzigen Situation. Von der Regierungsspitze bis zu den Gouverneuren und Landräten sprächen alle mit Edogans Stimme.

In den 23 Monaten seiner erneuten Amtszeit war die Stadtverwaltung unter ständiger Kontrolle des Innenministeriums. Die Kontrolleure waren über 100 Tage hier vor Ort, nach Fehlern zu suchen und die Arbeit zu boykottieren. Zum Beispiel haben sie sich direkt in landwirtschaftliche Fragen wie Tierhaltung  oder Nähprojekte von Frauen eingemischt und diese abgelehnt. Solche Einmischungen in kommunale Entscheidungen seien in Europa undenkbar und hätten das Ziel, die HDP-Verwaltung bei den Bürgern vorzuführen und zu diskreditieren. Weiterlesen

Delegationsreise Türkei/Kurdistan: Der Friedensprozess stagniert

Auf dem Burgberg in Van. Foto: Gisela Penteker / IPPNW

Auf dem Burgberg in Van. Foto: Gisela Penteker / IPPNW

Die diesjährige Delegation besteht aus elf TeilnehmerInnen, darunter drei Männern kurdischer Herkunft. Wir sind am späten Sonntagnachmittag in Van, ganz im Osten an der Grenze zum Iran gelandet. Van war im Jahr 2011 von einem schweren Erdbeben betroffen, von dem es sich nur langsam erholt. Am Montagmorgen konnten wir bei noch trockenem Wetter den Burgberg erklettern, von dem aus man einen wunderbaren Blick über den Vansee und die Stadt hat. Seitdem regnet und schneit es im Wechsel.

Im Rathaus trafen wir den Bürgermeister und die Bürgermeisterin. Das mit der Doppelspitze wird hier sehr konsequent gehandhabt und umgesetzt. Sie berichten vom Wiederaufbau, von der Rückkehr der meisten Bewohner, die nach dem Erdbeben zunächst die Stadt verlassen hatten. Noch etwa 50 Familien leben in Containern. Weiterlesen