In der Pandemie brauchen wir körperliche Distanz und soziale Solidarität

Istanbul 2014. Foto: photolupi / CC BY-SA 2.0

Istanbul 2014. Foto: photolupi / CC BY-SA 2.0

Gespräch mit Dr. Metin Bakkalci, dem Vorsitzenden der Menschenrechtsstiftung TIHV in Ankara und Osman Isci vom Menschenrechtsverein IHD am 21.4.2021

Zu Beginn erinnert Dr. Bakkalci an unsere langjährigen Kontakte, besonders auch an die professionelle Unterstützung von Nesmil Ghassemlou, die Schulungen und Supervision für die Mitarbeiter*innen der Stiftung durchgeführt hat, solange das möglich war.

Er bedankt sich für unseren Einsatz für Dr. Serdar Küni, den Kollegen aus Cizre, den wir mit Briefen an das Berufungsgericht in Gaziantep unterstützt haben. Sein Fall ist inzwischen an das Kassationsgericht (die letzte Instanz) verwiesen worden. Sie planen gerade, wie weitere Unterstützung aussehen könnte und werden uns gegebenenfalls informieren. Wir bitten ihn, uns auch über Verfahren anderer Kolleg*innen zu informieren, falls wir sie unterstützen können. Der Ausgang der Verfahren sei nicht vorhersehbar So sei heute Serkan, ein Sozialarbeiter der Stiftung in Diyarbakir, der vor einem Jahr verhaftet worden war, freigesprochen worden. Weiterlesen

„Die Regierung muss wieder einen demokratischen Weg beschreiten“

IHD-Logo (Illustration: IPPNW)

IHD-Logo (Illustration: IPPNW)

Onlinegespräch mit dem Menschenrechtsverein IHD in Diyarbakir am 26. März 2021

Trotz technischer Probleme und abbrechender Verbindung ist unsere Sitzung mit Abdullah Zeytun aus dem Vorstand des Menschenrechtsvereins IHD Diyarbakir konzentriert und reich an Informationen. Er berichtet, dass seit 2016 für die Opposition alle Demonstrationen und Erklärungen im Freien verboten sind. IHD kann also weiterhin nur Presseerklärungen im eigenen Büro abgeben. Neu sei, dass Polizei und Sicherheitskräfte fast täglich ins IHD-Büro eindringen, um Erklärungen und Aktionen direkt mitzuschneiden und Listen der Teilnehmer*innen zu erstellen. Gegen Kolleg*innen liefen Verfahren. Es habe auch einige Freisprüche gegeben. Niemand von ihnen sei zur Zeit im Gefängnis..

Isolationshaft versus Sammelzellen

Auf unsere Frage nach den Gefangenen berichtet Zeytun, dass vor einem Monat eine große Delegation von IHD und Anwälten verschiedene Gefängnisse besucht habe. Sie haben Ahmet Altan, die Ex-HDP-Vorsitzenden Dermirtas und Kisanak und viele andere besuchen können. Weiterlesen

Von Rechtsstaat zum Willkürstaat

2018 sei ein negatives Jahr gewesen, so die Blanz des türkischen Menschenrechtvereins in Diyarbakir. Die Menschenrechtsverletzungen, der Druck auf die Bevölkerung und die Unterdrückung der legalen politischen Arbeit hätten enorm zugenommen “Viele Wege, die früher offen waren, sind nun verschlossen”. Der IHD könnte nicht alle Menschenrechtsverletzungen nachweisen und dokumentieren, die Zahlen, die sie in ihrem Bericht 2018 zusammen gestellt hätten, seien Mindestzahlen. Sie würden auf Berichten von Anwälten, Familienmitgliedern oder Briefen von Gefangenen basieren. Den 30 IHD-Büros in der Türkei sei es nicht möglich, eigene Untersuchungen anzustellen oder gar in die Gefängnisse zu gehen. Weiterlesen

Wer sich offen gegen den Krieg äußert, muss mit Haft und Verfolgung rechnen

Die neuen bunten Plastikplanen schirmen die zerstörten Gebiete in der Altstadt Diyarbakirs ab. Foto © IPPNW

Seit dem 10. März 2018 sind sieben FriedensaktivistInnen und IPPNW-Mitglieder mit einer Dolmetscherin aus Deutschland in die Türkei gereist. Wie schon seit 20 Jahren wollen wir Mitglieder der Zivilgesellschaft treffen und bestärken und uns ein Bild über die Stimmung im Land und die Lebensbedingungen machen. Der Schwerpunkt unseres Interesses liegt im Südosten, in den mehrheitlich kurdisch bewohnten Gebieten, die unter der landesweiten Entwicklung hin zu einer Präsidialdiktatur und unter dem Ausnahmezustand besonders leiden. Weiterlesen