In der Türkei wurden kurdische Bürgermeister der DEM-Partei, die bei der Kommunalwahl im März mit großer Mehrheit gewählt wurden, wie in früheren Jahren durch staatlich ernannte Zwangsverwalter ersetzt und unter Anklage gestellt. Zuerst gleich nach den Wahlen in Van, das konnte durch massive Proteste im ganzen Land rückgängig gemacht werden, dann in Hakkari. Hier wurden die Proteste massiv unterdrückt und der Bürgermeister inzwischen zu einer langen Haftstrafe verurteilt. Jetzt folgte die Absetzung der Bürgermeister von Mardin, Batman und einem Viertel in Urfa. Ein paar Tage zuvor wurde ein kurdischer Bürgermeister der sozialdemokratischen CHP in einem Stadtteil von Istanbul ebenfalls entlassen. Überall verhängte die Polizei zeitgleich ein zehntägiges Demonstrations- und Veranstaltungsverbot und geht mit großer Härte gegen Protestversammlungen vor. Einer unserer Gesprächspartner in Van berichtet, dass ihm im Polizeigewahrsam nach einer Protestversammlung die Nase gebrochen wurde. Weiterlesen
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Rasanten Veränderungen unterworfen – Abschied von Diyarbakir
Wir sind alle wohlbehalten zurück in Deutschland, nach einer Reise voller Begegnungen, Informationen und Emotionen.
In Diyarbakir hatten wir noch zwei sonnige Tage und genossen die schöne Altstadt, die sich rasant verändert. Immer mehr historische Häuser aus schwarzem Basalt mit weißen Fugen werden restauriert und als Museen oder Kaffees genutzt. Große Teile werden abgerissen, die Menschen in Neubauten außerhalb des Stadtzentrums umgesiedelt.
Beim Frauenzentrum Dikassum erfuhren wir, dass sich viele Flüchtlinge aus Syrien/Rojava im Viertel befinden, auch aus Aleppo. Die Jesiden aus Sengal sind alle im Lager Findikli untergekommen, das wir besucht haben. Weiterlesen
Von Van nach Hakkari: Die Hängebrücke über den Zap
Auf unserer Fahrt von Van nach Hakkari am 17. März passierten wir eine Hängebrücke über den Fluß Zap, der eine tiefe Schlucht in die Berge gegraben hat. Unser Teilnehmer Emin Kömür erzählte uns die Geschichte dieser Brücke: Sie beginnt mit einem Gedicht von Ahmed Arif. Das Gedicht beschreibt die Ungerechtigkeiten in der südostanatolischen Bergregion. Mangels Brücken sind Frauen und Kinder der Bergdörfer von der Infrastruktur abgeschnitten. Kranke, Schwangere und Kinder sterben, weil sie den Zap nicht überqueren können. Das Gedicht endet mit dem Ruf: “Mach was! Wo bist Du, Ankara?” 1966 haben drei Bauingenieur-Studenten in Ankara beschlossen, den Aufruf umzusetzen. Deniz Gezmic war der Initiator, seine Freunde hießen Hüseyin Inan und Yusuf Arslan. Die drei jungen Männer wurden am 6. Mai 1971 durch Erhängen hingerichtet. Ihnen wurde ein Umsturzversuch vorgeworfen. Weiterlesen
Delegationsreise Türkei/Kurdistan: Der Friedensprozess stagniert
Die diesjährige Delegation besteht aus elf TeilnehmerInnen, darunter drei Männern kurdischer Herkunft. Wir sind am späten Sonntagnachmittag in Van, ganz im Osten an der Grenze zum Iran gelandet. Van war im Jahr 2011 von einem schweren Erdbeben betroffen, von dem es sich nur langsam erholt. Am Montagmorgen konnten wir bei noch trockenem Wetter den Burgberg erklettern, von dem aus man einen wunderbaren Blick über den Vansee und die Stadt hat. Seitdem regnet und schneit es im Wechsel.
Im Rathaus trafen wir den Bürgermeister und die Bürgermeisterin. Das mit der Doppelspitze wird hier sehr konsequent gehandhabt und umgesetzt. Sie berichten vom Wiederaufbau, von der Rückkehr der meisten Bewohner, die nach dem Erdbeben zunächst die Stadt verlassen hatten. Noch etwa 50 Familien leben in Containern. Weiterlesen