Vor Ort auf Lesbos: Das Versagen europäischer Einwanderungspolitik

Auf Lesbos: Schwimmwesten säumen den Strand

Auf Lesbos: Schwimmwesten säumen den Strand

Der Medizinstudent Conrad Matthes ist mit dem Austausch-Programm “famulieren und engagieren” derzeit für zwei Monate in Izmir (Türkei). Ein Wochenende nutzte er, um sich vor Ort ein Bild von der Situation von auf der griechischen Insel Lesbos ankommenden Geflüchteten zu machen. Über seine Gespräche mit Geflüchteten und Helfenden berichtet er hier:

Am Samstag habe ich mich auf den Weg Richtung Ayvalik gemacht, von wo die Fähre am Abend nach Lesbos fährt. Lesbos ist eine griechische Insel in der Ägäis und an drei Seiten einklemmt vom türkischen Festland. Im Norden der Insel sind es etwa zehn Kilometer zwischen beiden Ufern. Es ist wunderschön hier, sehr hügelig und es gibt feine kieselige Strände wie ich sie mag. Das Wasser ist tiefblau und man könnte es auch mit dem Bild aus Thailand verwechseln, dass mir eine Freundin heute geschickt hat. Die Stühle und Tische der Restaurants stehen schon so nah am Wasser, dass man während des Essens fast die Füße umspült bekommt. Aber die Idylle trügt in diesen Tagen etwas. Weiterlesen

Ich sehe die Menschen hier und lese dazu die Nachrichten über Freital

Auf Chios: Wäsche von Flüchtlingen hängt zum Trocknen im Park.

Auf Chios: Wäsche von Flüchtlingen hängt zum Trocknen im Park.

Der Medizinstudent Conrad Matthes ist mit dem Austausch-Programm “famulieren und engagieren” derzeit für zwei Monate in Izmir (Türkei). Hier war er auch zu Gast  in dem Krankenhaus, in dem syrische Migranten behandelt werden. Er besuchte außerdem die griechische Insel Chios, wo er mit Flüchtlingen ins Gespräch kam, die sich in andere europäische Länder durchschlagen wollten:

Am Donnerstag und Freitag habe ich zwei Vormittage in der “syrischen” Poliklinik in Izmir verbracht. Sie befindet sich passenderweise im Stadteil Basmane, wo die meisten Menschen aus Syrien leben. Auch hier gilt: Money talks – die Spanne zwischen Daumen und Zeigefinger bestimmt, wer wo unterkommt. Und so schlafen Menschen auf der Straße neben den Moscheen, während andere in Hotels unterkommen. Und das alles nebeneinander. In der Poliklinik habe ich Dr. Deniz mit einer Krankenschwester und dem Übersetzer Murat begleitet. Die meisten PatientInnen befinden sich irgendwo im Lebensabschnitt zwischen ungeboren und zehn Jahren. Da niemand Englisch spricht, beschränke ich mich aufs Zuschauen. Einigen PatientInnen sieht man die Strapazen sehr an, sie wirken niedergeschlagen und angestrengt. Die meisten, denen ich begegnet bin, haben allerdings einen guten Eindruck auf mich gemacht. In die Poliklinik kommen nur registrierte SyrerInnen, die dazu tendieren, bis zur Rückkehr nach Syrien in der Türkei zu bleiben. Die Ausstattung der Poliklinik beschränkt sich auch hier auf einfache Mittel. Allerdings ist Dr. Deniz bei der Überweisung in die Krankenhäuser nicht zimperlich, so dass die meisten hoffentlich eine gute weiterführende Behandlung erhalten. Weiterlesen

Von Diyarbakir nach Suruc: Ein Blick auf Kobane

Das staatliche Flüchtlingslager bei Suruc. Foto: IPPNW

Das staatliche Flüchtlingslager in Suruc. Foto: IPPNW

Wir fahren von Diyarbakir (Amed) nach Suruc über Urfa. Es ist ungewöhnlich kalt. Es schneit. Die Steine in dieser weiten und felsigen Landschaft wirken wie mit Puderzucker bestreut. Dazwischen kleine Ortschaften mit Schafherden.

Auf halber Strecke Richtung Urfa passieren wir die Stadt Siverek. Dort wurde 1998 der Musa Anter-Friedenszug von Brüsssel nach Diyarbakir vom türkischen Militär gestoppt und nach Istanbul zurück eskortiert. Zwei aus unserer Gruppe, Nesmil und Gisela, hatten damals daran teilgenommen. Siverek ist bekannt durch den Clan der Bucaks, dessen Mitglieder für Verflechtungen mit dem sogenannten tiefen Staat bekannt geworden sind. Weiterlesen